Kathrin B. Külow für #kkl41 „Rasender Stillstand“
strandlandschaft I
in die kluft
durch risse in der haut sickert
was wir vergaßen
gefiltert dringts durch auge und ohr
vokale springen
lichter drehst du
hülsen und kerne
fahren über münder fahren
rot unter zungen
pumpt das herz
springt
sinken die hände
werf in den wind die flachen steine
ins rollen fluchtgleich
neige mich beuge mich
eifrig weben sie netze
vor deinen füßen winden sich die straßen
du gingst
das eisen gehärtet zugerichtet
du gingst
der atem der drossel färbte den himmel
weiß tauchen tücher
die menschen rudern
noch immer rudern sie
drehen den kahn
türme neigen das haupt
den stahl geborgen in der faust
über schimmernder klinge erinnern wir uns
neigen wir uns
schiefern die wasser
schießt dein lid über den himmel
reißt wimpernd ein holz an
nickend an halmen hängen sterne
blind schwarzblind
tastet spur die ich trieb
durch den schwimmenden berg
abgelagert versteint über bechern
reden dem wein zu dem blut
reicht die kälte bis zum nabel
spüre die fische
beinahe eis
pulsieren die herzen
treiben das fischblut voran
meine hände greifen leer
licht reicht nicht
bis zu den füßen
die fische pausieren
luft steigt
am atemloch schält
ein junge orangen
in memoriam Edgar
und plötzlich siehst du den rand
den schmalen streifen
wächst die fallhöhe
kreist das riesenrad an
gegen den mond
wächst der rand rückt näher
in schmalen streifen
Weißes
nimmt mit den schatten zu
Kathrin B. Külow; geb. 1966 in Greifswald; Studium der Geschichte und Judaistik in Leipzig und Berlin; Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien; Sonderpreis Lyrik der Berner Bücherwochen 2013, 1. Preis des Wettbewerbs Politische Lyrik im Geest Verlag 2016, 2. Preisträgerin des Ulrich-Grasnick-Lyrikpreises 2019; Mitglied der Autorinnengruppe Alphabettínen; lebt in Berlin
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