PODCAST

Ansgar Eyl für #kkl44 „Kosmos“




PODCAST

Die Geschichte, war ein sekundenkurzer Aufschrei milddreinschauender Gesichter, und hätte in einem Satz, einem echten Wort und einem Umlaut enden können.  Doch einer der Humaniden lautierte zehntelsekündlich und verlangsamte dadurch die Wahrnehmung, die zum Aufnehmen und scheinbaren Verstehen führte.  

Zuerst dachte jemand, der Roboterarm hätte sein imaginäres Hirn eingeschaltet, doch die vielen Vermutungen, Wunschgefühle und Annahmen entsprachen nicht den Programmierer-Grafiken.  Der Menschliche mit den längeren Fingernägeln kratzte über das Bildschirmauge und formte die Infoglocke.  Die heran rauschenden  Daten schlugen klöppelgleich darin ein.

„Das ist das Ende des Anfangs, die Mitte ohne Ende“, folgerte der Luftgitarre spielende, Trällernde. Seine  Pupillen kreisten im Rausch des Monologs.




IM APOLLO                

Das Bellen entwich den Boxenporen. Seine Augenäpfel wurden zu Supernova-Erscheinungen gemacht, so dass die Fragmente der Wimpern kaum zu erkennen waren.  Der Feuerball kroch langsam über den tiefbläulichen Horizont. Die Spiegelkugel kam zum Stehen. Schaum klebte am Rand der Schachbrett-Fliesen. Er rutschte herumalbernd auf Bierlachen und Grenadine –Flecken zum Notausgang.

Zwei schwarzgekleidete Gorilla-Typen schubsten ihn leicht geblendet auf eine ölige Metallrampe.

Die Schuhsohlen bohrten sich in den anthrazitfarbenen Sand. Er hielt sich an einem im Morgenwind schwankenden, antennenartigen Stock fest. Rot-weiße Polyamid-Stofffetzen hingen in sein geschwollenes Gesicht.  Er sah: Silberne Sterne auf blauen Grund und blickte hinüber zum Rand der kraterreichen Gesteinsfläche.

Ein Himmelskörper in ultramarin quoll in die Schwärze.  

Kälte umhüllte seine nach Sauerstoff lechzenden Mundränder.

Er fiel mit den Knien in die riesigen, gerillten Fußspuren der Bodyguards.

Die Erde ging auf.




IMMANENZ

Klara sinnierte über die Bedeutung des Lichts auf den Backen ihrer Kaffeetasse und schlürfte. Das Glitzern ihrer Wimpern reflektierte auf den Küchentisch, und ich blickte in ihre aufgehenden Pupillen. Mein Kuss half dem durchbluteten Fleck auf ihren Lippen sich weiter auszubreiten.

Mein lässiges Winken versiegte in einer innigen Umarmung. Klara zitterte und verbalisierte  wohlige Wärme. Die Zunge tupfte ihre Mundwinkelgrübchen. Worte kribbelten in den Hörmuscheln. Das Nicken hielt meine Sprechversuche weiterhin zurück.

Kribbeln durchflutete Blutgefäße. Meine Fingerkuppen bahnten zärtliche Nackenstraßen. Klara schüttelte das frischgewaschene Kopfhaar. Ich legte mich in ein piksendes Nest aus Keratin und schürzte die Gaumenspitzen.

Klaras Duftaerosol inhalierend tastete ich nach Körperwärmepunkten und lauschte Lautnuancen.

Die Fliesen schienen zu beben. Deckenneonstreifen verursachten Blinzeln. Der verschobene planetarische Neigungswinkel erzeugte ein Balancegefühl.

Geballte Gedankenknäuel wurden in Tagtraumsphären verschoben. Ich koste Klaras Stirn.

Der Vollautomat surrte. Schwarze Flüssigkeit rann in kleine Fugenpfützen, Zehen tasteten.

Die Kameras nickten.  Algorithmen reagierten auf Reizworte:

 Der Ausspruch: „Ich lieb dich“, wurde aufgezeichnet und an das „Meldezentrum für auffällige Beziehungsarbeit“  weitergeleitet.




Ansgar Eyl, geboren am 17.06.1969 in Neuwied. Er veröffentlichte in Anthologien und Literaturzeitschriften, lebt in Kleinmaischeid im Westerwald,

Einzelveröffentlichung: „Orangensaft“-Lyrik im Mauer-Verlag,

 Ansgar Eyl veröffentlichte bislang Prosa und Lyrik, u.a. in Axel Kutsch´ versnetze´1- 14 kontinuierlich  vertreten. Publizierte in Anthologien und Zeitschriften.

Internationaler Lyrik-Wettbewerb ´Sannio´- in Italienisch-deutscher Anthologie-1997 veröffentlicht u.a.






Über #kkl HIER

Veröffentlicht von Jens Faber-Neuling

Redakteur von #kkl Kunst-Kultur-Literatur Magazin, Autor, Trainer und Coach im Bereich Potentialentfaltung und Bewusstseinserweiterung, glücklicher Papa und Ehemann.

Hinterlasse einen Kommentar