Clara Sinn für #kkl46 „Traum, Ralität, Wirklichkeit“
Sie hätte sich auch so eine Taube gewünscht. So eine eindeutige. Im Traum. Aber bei ihr kamen nur Busse. Wenn sie mal gekommen wären. Aber es kamen keine Busse. Anschlussbusse, Überlandbusse. Wie sie hätten kommen sollen. Nach Fahrplan.
Flieger kamen. In der Regel. Nur verpasste sie die. Dauernd. Weil sie erst noch ihr Gepäck zu holen hatte. Das zurückgeblieben war. Oder sie erst zusammengepackt bekommen musste. Überhaupt. Zum schieren Verzweifeln. Unbewältigbar viel Zeug.
Es war noch 5, es war noch früh und sie konnte keine Ruhe finden. Ganz ohne Albtraum.
Woher
dieser ganze Druck?
Sie stellte sich vor, dass die ganze Last ihrer Ahnen in ihr weste. Und sagte zu diesem Umstand unumwunden ja.
Wir alle, dachte sie, sind Kinder der Resilienten. Nicht der Verschonten. Die gab es nicht. Jeder ein Nachfahre. Überlebender. Die schon alles erlebt hatten. An Erdkatastrophen. Was man sich nur vorstellen konnte: Vulkanausbrüche, Eiszeiten, Seebeben, Tsunamis, Meteoriteneinschlag … nicht zu vergessen, Unfälle, Krankheiten, Tod. Schon ohne Not.
Irgendwie konnte sie diese Grundalarmierte in sich verstehen. Sie wollte überleben. Und sie kontrollierte die Bedingungen nicht. War unallmächtig. Eher sowas wie ausgeliefert. Andererseits auch unhilflos. Ihr Dasein, so wie es sich ihr darstellte, integriert zu kriegen. Ohne nennenswerte Verwerfungen. Dies allenthalben Unglatte. Ziemlich befriedigend.
Bereinigt.
Clara Sinn ist in verschiedenen Literaturzeitschriften und -podcasts vertreten und publizierte in diversen Anthologien des SL-Verlages aus Dortmund-Hörde (schreiblust-verlag.de).
Sie schreibt seit über 30 Jahren Lyrik und Kurzprosa, bietet Einzel- und Gemeinschaftslesungen bundesweit und leitet NRW-weit mehrere Schreibgruppen.
Aktuelle Kooperationen bestehen mit dem KulturLaden Hörde und der Autorengruppe LiteraturRaum DortmundRuhr.
Rezensionen und Referenzen unter http://www.clartxt.de/referenzen.html
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