Pia für #kkl46 „Traum, Realität, Wirklichkeit“
„Noch nicht – bleib doch noch ein bisschen!“
Bin das ich?
Ist dieser Moment echt?
Ich schwebe, befinde mich in einer anderen Realität.
Die untergehende Sonne spiegelt sich in meinen Augen,
ich kann den Blick nicht abwenden.
Sie glüht, sie glüht wie deine Lippen auf meinen.
Ich will sie festhalten, will in ihr versinken,
sie ist ein Feuerball.
Bald geht sie unter und mit ihr auch dieser Moment,
werde ich sie jemals wiedersehen, mit dir, hier, an diesem Ort?
Geh nicht,
bleib!
Ich will in dieser brennenden Stille versinken.
Ich schau in deine Augen, dann in das rote Auge des Horizonts.
Ich verliere mich,
mit dir und mit ihr.
In diesem Moment stehen die Uhren still,
in diesem Moment sind nur wir, nur ich und du und der untergehende Feuerball.
Es ist so weit, sie erlischt am Horizont.
Ich kann sie nicht mehr finden!
Es wird dunkel, du holst mich in die Realität zurück.
Ein letztes Mal schaue ich suchend über deine Schulter in den dunkler werdenden Himmel,
ich muss Abschied von ihr nehmen. Lass uns nach Hause gehen!
„Verloren im Denken“
Die Welt, in der ich lebe, ist klein, „il mondo in cui vivo è piccolo“.
Wenn ich die Gedanken anderer lese, spüre ich, wie klein ich bin, wie unscheinbar mein eigenes Denken erscheinen kann.
Dann ist mein Kopf voll, überquellend von neuen Ideen und Perspektiven.
ich verliere mich in dem unendlichen Himmel, ich bin klein und alles ergibt keinen Sinn.
Nichts ist von großer Bedeutung, weil alles von Bedeutung ist.
Ich fliege davon, in der Schwere aller Sichtweisen dieser Welt.
Was ich nicht sehe, was nicht genannt wird, was ich nicht erfahre, das erscheint unwichtig, das liegt in der Vergessenheit. Und ich kann ihr nicht nachkommen, weil ich sie nicht fassen kann, die Vergessenheit nicht begründen möchte.
Ich will mehr wissen, will alles, und mich selbst dabei klein fühlen.
So vieles, was ich nicht begreife und noch nie gesucht habe.
Dieses Gefühl nach dem Denken, dieses tiefe Einatmen und Ausatmen – erschöpft, wie das Verschnaufen nach einem Marathonlauf.
Ich bin nicht am Ziel, ich bin kaputt, müde.
Aber da bin nur ich und ein undefinierbares Wirrwarr an Gedanken, und das fühlt sich gut an – ich muss nicht im Ziel ankommen.
Ich drehe mich und drehe mich. Kann mich nicht festhalten.
Falle, falle immer tiefer, immer höher. Bin da noch ich?
Ich weiß es nicht. Ist das überhaupt wichtig?
Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass ich gerade bin, dass ich in diesem ganzen Strudel mich endlich spüren kann, irgendwo da unten, irgendwo da oben. Da bin ich.
…Hallo,
schön, dich zu treffen. Habe dich lange nicht mehr gespürt.
Schön, dass du da bist.
„Ein Tag am Meer, mit dir“
Ich lieg auf dir, du liegst auf mir. Sand ist zwischen uns, Sand ist unter uns, Sand ist auf unseren Körpern – überall.
Aber das macht uns nichts aus. Was unter oder über uns ist, ist uns egal. Das Einzige, was zählt, bist du – deine Hand an meiner Wange, meine Hand auf deiner Brust.
Nur ich und du, allein, gestrandet auf diesem kleinen Stückchen Erde, gefunden an der Brandung.
Ich kann das Meer in deinen Augen sehen, wie das Licht in ihnen bricht. Sie leuchten, und meine strahlen zurück.
Wie schön Augen in der Sonne des Meeres aussehen.
Wir spüren die Sonne auf unseren Körpern, sind unfähig, uns zu bewegen, unfähig zu sprechen.
Da ist nur deine Hand, meine Hand in deinen Haaren.
Diese Ruhe… Nur das Rauschen des Meeres im Hintergrund erinnert uns daran, dass es eine Welt um uns herum gibt.
Gemeinsam nichts tun, einfach nur zu sein und die Zeit vergehen lassen.
Wir gehen ins Wasser, es ist Zeit, das Kalte zu spüren.
Ich renne, renne ins Nasse, lass mich fallen, tauche auf, und da bist du.
Ich küsse dich, du küsst mich. Ich schmecke das Salz auf deinen Lippen. Du schmeckst nach Meer.
Du hältst mich fest, ich halte dich fest. Wenn wir nicht frieren wollen, umarmen wir uns.
Ich starre in die Sonne, während du mich umarmst. Der Horizont ist unendlich. Ich bin hier und versuche, an nichts zu denken, nur zu fühlen, hier im Jetzt, mit dir, im Wasser zu sein.
Es ist Zeit zu gehen, unsere Körper sind von der Sonne gerötet. Es ist Zeit, diesen Ort des Rückzugs, diesen Ort der Ruhe, den Rücken zuzukehren.
Noch liegen wir hier, verschlungen im Sand. Noch schauen wir uns in die leuchtenden Augen, riechen das Salz und den Schweiß auf unserer Haut.
Noch einmal küssen wir uns, dann ist es Zeit. Du gibst mir deine Hand und hilfts mir auf.
Hand in Hand laufen wir zur Station, laufen dem Alltag, der Realität, entgegen. Doch noch kann uns die Zukunft nichts anhaben, noch sind wir hier, noch haftet die Euphorie und Melancholie des anderen an uns.
Noch spüren wir einander, die Einfachheit des Seins.
Solange, bis die Sonne untergeht, das goldene Licht auf den Häuserdächern erlischt, ich das Salz auf meiner Haut nicht mehr spüre und das letzte Lied zu Ende geht.
Ich bin Pia, 23 Jahre alt, und das Schreiben begleitet mich schon seit der Schulzeit – es ist mein Mittel, die Welt um mich herum festzuhalten und zu hinterfragen. Besonders faszinieren mich philosophische und soziologische Themen, über die ich Essays und poetische Texte verfasse. Mich fasziniert es, durch Worte neue Perspektiven zu schaffen und Menschen zu erreichen.
Neben dem Schreiben liebe ich es, neue Orte zu erkunden, verschiedenen Sport zu machen, zu reisen und Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen und Lebensweisen kennenzulernen. Ich habe Empirische Kulturwissenschaft in Freiburg studiert und in Rom mein Philosophie-Studium vertieft, indem ich meine Begeisterung für die Philosophie und Sprachen – vor allem Italienisch – weiter ausbauen konnte.
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