Stephan Zwerenz für #kkl47 „Symbolik“
Die Kugel fällt
Die Kugel fällt
auf das weiße Papier
und zeichnet Ketten
in den unberührten Schnee
Es reißen Stoffe
auf der Haut
wie Eierschalen
Die leeren Hüllen
die wir sind
treiben uns
aufs tote Meer
Gedankenpaläste
für die nächst
größeren Tiere
An den Wänden
gefrieren Schatten
für alle Generationen
Ein Rinnsal im kühlen Tale
Ich bin
ein versiegender Strom
Lichtlos
Ein Rinnsal im kühlen Tale
Unmerklich wachsend
im Morgentau
Die wärmende Sonne
tröstendes Labsal
wasserglucksend
Die Ahnung
von brandender See
Fenster putzen
Fenster putzen
sagt sie
Fenster putzen
ist schon gut
um nicht mehr
den ganzen Dreck
sehen zu müssen
wenn man
hinausschaut
sondern einfach
die Welt sieht
so wie sie ist
Back to the roots
Die Pflanzen
in unserer Wohnung
gehen ihrem Ende
entgegen
Sie bestehen
nur noch
aus Wurzeln
in riesigen Töpfen
Verdrängung
Die Wohnungen werden zu eng
Das Zeug wird zu viel
Wir passen nicht mehr rein
In den Vestibülen
In den Vestibülen
zogen sie
ihre Schuhe nicht aus
So trugen sie
ihren Schmutz
in alle Räume fort
Am Strand
Wir liegen
an einem makellosen
leeren Strand
Die Zeit
schmilzt dahin
Einzig getaktet
vom Rauschen
der Wellen
Ein Kassenzettel
wird über
den heißen Sand
geweht
Stephan Zwerenz (*1987 in Gotha), studierte Literatur- und Kulturwissenschaften, sowie Philosophie in Dresden. Ist seit 2010 als freier Schriftsteller, Künstler und Kurator tätig. Spielt Schlagzeug. Als freier Journalist schrieb er zudem Texte für verschiedene Zeitungen und Magazine. Aktuell ist er vor allem als freier Autor und Dramaturg tätig.
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