Bin ich vernünftig, wenn ich

Kerstin Müller-Hörth für #kkl48 „Vernunft“




Vernunft

Bin ich vernünftig, wenn ich stets den logischen, rationalen, sachlichen Weg einschlage und meinen Verstand über mein Herz obsiegen lasse? Bin ich vernünftig, wenn ich allzeit in der Realität verweile und mich nicht in Tagträumen verliere?

Für manche Menschen bedeutet Vernunft langweilig oder gar spießig zu sein. Man geht kein Wagnis ein, vertraut alten Mustern, die in der Vergangenheit immer funktioniert haben und lässt keinen Raum für Fantasie zu. Wiederum andere Personen setzen es mit der bedachten Abwägung aller möglichen Konsequenzen oder der Einhaltung gesellschaftlicher Rahmenbedingungen gleich.

Was ist überhaupt Vernunft und was bedeutet sie für mich in meinem Alltag? Diese Frage verfolgt mich regelmäßig in meinem bisherigen 31-jährigen Leben.

Als selbsternannter „Bauchmensch“ kollidiere ich oft mit der Abwägung, ob es in dieser oder jener Situation nicht besser (gewesen) wäre, meinen Kopf und nicht meine Gefühlswelt eine Entscheidung treffen zu lassen. Ich gehe meist emotional an aufkommende Problemstellungen heran und entscheide nach vertrauter Intuition. Somit kann mir mein Gegenüber durchaus fehlende Neutralität vorwerfen. Ich wäge sehr wohl vor elementaren Entscheidungen Pro- und Contra-Argumente gegeneinander ab, welche mitunter wertneutraler Natur sind, um letzten Endes doch wieder die Augen zu schließen, die Hand auf meinen Bauch zu legen und in mich hineinzuhorchen.

Für mich fühlt sich das Fällen einer Entscheidung unter pragmatischen Gesichtspunkten fremd an, so als würde ich Betrug an mir und meiner Anschauung begehen. Aufgrund dessen kommt bei mir die Vernunft mit Sicherheit häufig zu kurz.

Mache ich mich beispielsweise auf den Weg zum nächsten Autohändler, um ein neues Fahrzeug käuflich zu erwerben, könnte es in der Tat eine tragende Rolle spielen, wie hoch die bisherige Laufleistung ist, ob eventuelle Unfallschäden vorhanden sind oder wie viele Vorbesitzer mein Wunsch-Wagen zählt. Ob ich mich mit der roten Lackfarbe anfreunden kann oder mich das Sitzpolster-Muster stört, sollte hingeben nicht das Zünglein an der Waage sein. Allerdings möchte ich nicht nur trocken und rasch an meinen Zielort ankommen, sondern mich auch wohl in meinem Auto fühlen können. Erreiche ich diesen Gemütszustand nicht, bereue ich im Nachhinein den Kauf und stelle meine Entscheidung in Frage.

Auch hier gilt es, wie bei allem im Leben, die Balance zu halten. Immer nur auf das eine oder das andere zu vertrauen, kann nicht durchgängig funktionieren, weswegen ich mir stets die Option offenhalte, mal vernunft-orientiert, mal intuitions-orientiert meinen Alltag zu bestreiten.




Kerstin Müller-Hörth ist am 12.07.1993 in einer nordrheinwestfälischen Stadt namens Euskirchen geboren und im mittelalterlichen Kleinod mit dem Namen Bad Münstereifel aufgewachsen und wohnhaft.

In einem Zweigenerationen-Haushalt lebt sie mit ihrem Mann und ihren Schwiegereltern mit Blick auf die Erft.

Die ausgebildete Verwaltungsangestellte verfasst in ihrem Berufsalltag eher sachliche statt kreative Texte.

Umso mehr verliert sie sich in ihrer Freizeit zwischen Tagebucheinträgen und Kurzgeschichten bei wechselnder Gattung von Lyrik und Prosa.

Aus Neugier begann sie im September dieses Jahres einen Schreibwerkstatt-Kurs über die ortsansässige VHS und ist damit einhergehend auf die Autorenwelt und deren Aufrufe aufmerksam geworden.






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Veröffentlicht von Jens Faber-Neuling

Redakteur von #kkl Kunst-Kultur-Literatur Magazin, Autor, Trainer und Coach im Bereich Potentialentfaltung und Bewusstseinserweiterung, glücklicher Papa und Ehemann.

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