Der Schlaf der Vernunft

Katrin Streeck für #kkl48 „Vernunft“

Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer

Francisco José de Goya y Lucientes (* 30. März 1746 in Fuendetodos, Aragón, Spanien; † 16. April 1828 in Bordeaux)

Der Schlaf der Vernunft

Die Radierung Francisco Goyas wurde interpretiert wie kaum ein anderes Werk der Kunstgeschichte. Es gilt als „Manifest der europäischen Kunst- und Kulturgeschichte“ (Manuela Mena) und als „Ausdruck der Dialektik der Aufklärung“ (Werner Hofmann).

Es hat seine Bedeutung bis heute behalten, scheint sogar aktueller denn je.

Die Vernunft schläft in unserem Land. Sie schlafwandelt, taumelt durch eine von Umbrüchen in jedem Bereich – Politik, Wirtschaft, Diplomatie, Wissenschaft, Bildung und Kultur – geprägte Zeit, und sucht ihren Ausdruck, ihr Ventil, ihren Ausweg. Es sieht danach aus, dass die Kräfte der Vernunft nur mühsam erwachen und zusehen, wie Aggression, Blindwütigkeit und Egoismus die Oberhand gewinnen.

Der Schlaf der Vernunft verhindert, Argumenten zugänglich zu sein, sie anzuhören und Auswege aus unserem Dilemma zu finden. Der Schlaf der Vernunft errichtet Brandmauern und weicht keinen Deut ab von politischen und wirtschaftlichen Wegen, die in die Irre führen und keine Verbesserungen erwarten lassen. Parteien gehen nicht aufeinander zu und suchen keine Kompromisse. Fatal, wenn Regierungsparteien nicht zusammen, sondern gegeneinander arbeiten und Kompromisse nicht mehr möglich sind. So zu erleben am 6. November 2024, als die „Ampel“ die „Gelbphase“ auslöschte. Gelb hätte das ausgleichende Element in dieser Koalition sein können. Das hat nicht funktioniert.

Viele Menschen schauen hilflos zu und träumen von vergangenen Zeiten, die verklärt werden zu „goldenen Zwanzigern“, „Wirtschaftswunderjahren“ oder zur revolutionären „68er-Bewegung“. Das ist Geschichte, und aus der Geschichte lässt sich bekanntlich nichts lernen.

Wir müssen aufwachen und bereit sein für Veränderung. Das wird schmerzhaft und erfordert Mut. Etwas Neues zu wagen, birgt Risiken, aber auch Chancen. Wir sind politisch, wirtschaftlich und auch kulturell an dem Punkt, an dem wir Wähler durch unsere Stimmabgabe die Politiker zum Kurswechsel auffordern müssen.

In unserer Nationalhymne singen wir von „Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland“. Manchmal fühlt es sich so an, als sollte alles das, was uns ausmacht als Land, schlechtgeredet werden. Es gibt Stimmen, die uns sogar eine eigene Kultur absprechen möchten. So zum Beispiel die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), von der der Ausspruch stammt: „Eine spezifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifizierbar.“ Das ist falsch, unverschämt und macht sprachlos. Dieses Denken führt dazu, dass Integration von Migranten als nicht notwendig erachtet wird. Warum soll man sich mit dem Land, in das man eingewandert ist, befassen, wenn es keine Kultur besitzt und man seine eigene mitbringt. Akkulturation findet nicht statt, wird als überflüssig angesehen. Das, was der deutsch-syrische Politikwissenschaftler Bassam Tibi mit dem Begriff „Leitkultur“ umfasste, wird in bestimmten Kreisen als rechtspopulistischer Versuch gewertet, deutsche Sitten und Bräuche den Einwanderern zu oktroyieren. Das wird dem Begriff nicht gerecht, beschreibt er doch nur die Grundlage, auf der sich das kulturelle, politische und gesellschaftliche Zusammenleben der autochthonen und der allochthonen Bevölkerung gestalten soll.

So leben wir in Parallelgesellschaften, was gefährlich wird, wenn auf unseren Straßen das Kalifat gefordert und damit unsere moderne westliche Demokratie unverblümt angegriffen wird. Unser Staat und sein freiheitliches Fundament werden öffentlich missachtet und verächtlich gemacht. Auch hier gilt: „Die Vernunft schläft und gebiert Ungeheuer“.

Wer sich nicht zu unserem Land und seiner Verfassung bekennt, darf die deutsche Staatsbürgerschaft nicht erhalten. Wer sich antisemitisch äußert, ebenfalls nicht, denn die Sicherheit Israels ist Staatsräson. Wir nehmen unsere historische Verantwortung dem jüdischen Staat gegenüber ernst.

Menschen, die hier Asyl beantragt haben und Straftaten begehen, verlieren ihren Anspruch auf Schutzstatus und müssen im Interesse unserer Bevölkerung in ihr Heimatland zurückgeschickt werden. Das wäre vernünftig. Menschen, die sich zu unserem Land bekennen, unsere Sprache lernen, hier studieren und arbeiten, nehmen wir gerne auf.

Deutschland darf unter keinen Umständen wieder Kriegspartei werden. Jeder Politiker sollte das wissen. Die Vernunft sollte uns dazu bringen, Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine anzustreben, aber uns nicht an einer Eskalation durch immer mehr Waffenlieferungen zu beteiligen.

Am 23. Februar 2025 ist Bundestagswahl. Es ist uns zu wünschen, dass danach die vernünftigen, klugen Stimmen das Sagen in der Politik haben werden.





Mein Name ist Katrin Streeck. Ich wurde am 29. Mai 1963 in Greifswald geboren.

Ich schreibe leidenschaftlich gern Texte, die mit Humor gewürzt sind, und befasse mich mit historischen und philosophischen Themen.

Ich wurde in vier Anthologien aufgenommen.

Berufesterben

Herber Herbst

Seelenheimat

bei: Textgemeinschaft, epubli, Berlin.

Tag am Meer, Baltrum Verlag

Interview auf dem #kkl-Kanal HIER






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Veröffentlicht von Jens Faber-Neuling

Redakteur von #kkl Kunst-Kultur-Literatur Magazin, Autor, Trainer und Coach im Bereich Potentialentfaltung und Bewusstseinserweiterung, glücklicher Papa und Ehemann.

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