Die unerwartete Reise

Chantal Mäurer für #kkl49 „Ablenkung“




Die unerwartete Reise

In einer kleinen, malerischen Stadt inmitten sanfter Hügel und blühender Wiesen lebte ein Mann namens Max. Max war ein erfolgreicher Schriftsteller, bekannt für seine fesselnden Romane und tiefgründigen Charaktere. Seine Bücher hatten viele Leser inspiriert, und er genoss den Ruhm, den seine Werke mit sich brachten. Doch in letzter Zeit hatte er Schwierigkeiten, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Die Ablenkungen des Alltags – endlose Anrufe, soziale Verpflichtungen und die ständige Präsenz moderner Technologie – schienen ihn ständig zu verfolgen, und seine Kreativität schien versiegt zu sein.

Max hatte schon als Kind eine große Leidenschaft für Geschichten entwickelt. Seine Eltern hatten ihm oft vorgelesen, und er verschlang Bücher über Abenteuer, Magie und fremde Welten. Diese frühen Erlebnisse prägten seine Vorstellungskraft und inspirierten ihn, selbst Schriftsteller zu werden. Nach vielen Jahren harter Arbeit und unzähliger Ablehnungen gelang ihm endlich der Durchbruch mit seinem ersten Roman. Der Erfolg brachte ihm nicht nur Anerkennung, sondern auch die Verantwortung, immer wieder neue und bessere Geschichten zu schreiben. Doch nun schien diese Verantwortung ihn zu erdrücken. Erinnerungen an seine Kindheit und die Geschichten, die ihn einst inspirierten, halfen ihm jedoch, die Leidenschaft für das Schreiben aufrechtzuerhalten.

Eines Morgens, als der Herbst die Blätter in ein Feuerwerk aus Rot, Gelb und Orange verwandelte, beschloss Max, sich in ein abgelegenes Ferienhaus zurückzuziehen, um in Ruhe an seinem neuen Buch zu arbeiten. Das Haus lag am Rande eines dichten, uralten Waldes, weit weg von der Hektik der Stadt. Mit einem Koffer voller Notizbücher, seinem Laptop und einigen warmen Pullovern machte er sich auf den Weg. Die Fahrt dorthin führte ihn durch gewundene Straßen, vorbei an stillen Seen und einsamen Feldern, bis er schließlich das abgelegene Haus erreichte. Unterwegs bemerkte Max die Schönheit der Landschaft – die goldenen Ähren auf den Feldern, die Spiegelungen der Wolken auf den ruhigen Seen und die herbstliche Farbenpracht der Bäume, die ihm ein Gefühl der Ruhe und Gelassenheit vermittelten.

Als er das Ferienhaus erreichte, war er begeistert von der Ruhe und der Schönheit der Natur. Das Haus stand auf einer kleinen Lichtung, umgeben von hohen Bäumen, deren Blätter sanft im Wind raschelten. Ein kleiner Bach plätscherte in der Nähe, und die Vögel sangen fröhlich ihre Lieder. Das Haus selbst war ein charmantes Holzhaus mit einem steilen Dach und großen Fenstern, die eine herrliche Aussicht auf den Wald boten. Die Fassade war von Efeu bewachsen, und vor dem Haus blühten bunte Blumen in einem kleinen Garten. Er atmete tief ein und spürte, wie die frische Luft seine Lungen füllte. „Das ist genau das, was ich brauche“, dachte er und fühlte, wie die Last der letzten Monate von ihm abfiel.

Als Max das Ferienhaus betrat, wurde er sofort von einem Gefühl der Gemütlichkeit und Wärme umhüllt. Der Eingangsbereich führte direkt in ein offenes Wohnzimmer, das mit rustikalen Holzmöbeln und weichen Teppichen eingerichtet war. Die Wände sind mit Holz verkleidet und verliehen dem Raum eine behagliche Atmosphäre. Ein großer, steinerner Kamin dominierte eine Wand, und darüber hingen alte Landschaftsgemälde, die die Schönheit der umliegenden Natur einfingen. Ein paar Decken lagen gefaltet auf einem Sofa, das vor dem Kamin stand – perfekt für kühle Abende. Das Wohnzimmer ging nahtlos in eine offene Küche über, die mit modernen Annehmlichkeiten ausgestattet war, aber dennoch den Charme des Landlebens bewahrte. Die Küchenschränke waren aus massiven Holz und die Arbeitsplatte aus poliertem Granit. In der Mitte stand ein großer Esstisch aus dunklem Holz, der Platz für mehrere Gäste bot. Kupfertöpfe und -pfannen hingen an einer Wand, und das Fenster über der Spüle bot einen Blick auf den blühenden Garten vor dem Haus. Die Küche war einladend und funktional, mit allem, was Max brauchte, um sich einfache, aber köstliche Mahlzeiten zuzubereiten.

Neben der Küche befand sich eine gemütliche kleine Leseecke mit einem bequemen Sessel und einem kleinen Bücherregal, das mit alten Klassikern und modernen Bestsellern gefüllt war. Ein kleines Fenster ließ Tageslicht herein und bot eine Aussicht auf den Wald. Hier konnte Max sich zurückziehen und in Ruhe lesen, wenn er eine Pause vom Schreiben brauchte. Die Leseecke war ein Zufluchtsort für Momente der Entspannung und der Inspiration, ein Ort, an dem die Gedanken frei schweifen konnten.
Ein Flur führte zu den Schlafzimmern und dem Badezimmer. Das Hauptschlafzimmer war einfach, aber komfortabel eingerichtet, mit einem großen Bett, das mit weichen, warmen Decken und Kissen bedeckt war. Die Wände waren in beruhigenden Farben gestrichen, und ein weiteres großes Fenster bot einen Blick auf den Wald. Ein kleiner Schreibtisch in der Ecke ermöglichte es Max, auch hier zu schreiben, wenn er sich inspiriert fühlte. Das Schlafzimmer strahlte Ruhe und Geborgenheit aus, ein Ort, an dem Max sich vollständig entspannen konnte.

Das Badezimmer war modern und gut ausgestattet, mit einer großen Badewanne und einer separaten Dusche. Die Fliesen waren in warmen Erdtönen gehalten, und ein großes Fenster ließ viel Tageslicht herein. Insgesamt strahlte das Haus eine einladende und motivierende Atmosphäre aus, die Max half, sich zu entspannen und kreativ zu sein.

Max richtete sich im Ferienhaus ein, packte seine Sachen aus und setzte sich an den großen, rustikalen Schreibtisch, der vor einem großen Fenster stand. Das Fenster bot einen herrlichen Blick auf den Wald, und die Sonnenstrahlen tanzten auf den Blättern der Bäume. Mit einem tiefen Atemzug öffnete er sein Notizbuch und nahm den Stift in die Hand. „Heute schreibe ich das beste Kapitel meines Lebens“, murmelte er entschlossen.

Doch kaum hatte er den Stift angesetzt, hörte er ein leises Klopfen an der Tür. Verwundert stand Max auf und öffnete die Tür. Vor ihm stand ein älterer Mann, in den Sechzigern, mit schneeweißem Haar und einem buschigen grauen Bart, mit einem freundlichen Lächeln und einem Korb voller Äpfel. Seine blauen Augen funkelten freundlich, und er trug eine abgetragene, aber saubere Latzhose und ein kariertes Hemd. „Guten Tag, ich bin Herr Müller, Ihr Nachbar. Ich wollte Sie nur willkommen heißen und Ihnen ein paar frische Äpfel aus meinem Garten bringen.“

Max bedankte sich herzlich und nahm die Äpfel entgegen. Nachdem Herr Müller gegangen war, setzte er sich wieder an den Schreibtisch. Doch seine Gedanken schweiften ab. Er fragte sich, wie das Leben in dieser abgelegenen Gegend wohl sein mochte. Er beschloss, einen Spaziergang zu machen, um den Kopf frei zu bekommen.

Während seines Spaziergangs entdeckte Max einen versteckten Pfad, der tiefer in den Wald führte. Neugierig folgte er dem Pfad und fand sich bald in einer Lichtung wieder, die von hohen Bäumen umgeben war. In der Mitte der Lichtung stand ein alter, verlassener Springbrunnen, um den sich wilde Blumen rankten. Max konnte den Duft der Blüten riechen und das Summen der Bienen hören, die zwischen den Blumen hin- und herflogen. Die Lichtung war ein friedlicher Ort, abgeschieden und doch voller Leben. 

Max setzte sich auf den Rand des Brunnens und ließ seine Gedanken schweifen. Er dachte über sein Leben, seine Karriere und die vielen Ablenkungen nach, die ihn von seiner Arbeit abgehalten hatten. Plötzlich hörte er ein leises Plätschern. Er beugte sich über den Brunnenrand und sah, dass das Wasser im Brunnen klar und ruhig war. Die Oberfläche spiegelte den Himmel und die Bäume wider, und in der Tiefe konnte er kleine Fische schwimmen sehen.

In diesem Moment wurde ihm klar, dass die Ablenkungen des Lebens nicht immer negativ sein müssen. Manchmal führen sie uns zu unerwarteten Orten und neuen Erkenntnissen. Mit einem neuen Gefühl der Klarheit und Inspiration kehrte Max zum Ferienhaus zurück.

Er setzte sich an den Schreibtisch und begann zu schreiben. Die Worte flossen mühelos aus seiner Feder, und er wusste, dass er etwas Besonderes geschaffen hatte. Die Ablenkungen hatten ihm geholfen, eine neue Perspektive zu gewinnen und seine Kreativität wiederzufinden.

Die Tage vergingen, und Max schrieb wie besessen. Er erkundete die Umgebung, fand immer neue Inspiration in der Natur und den Menschen die er traf. Die Äpfel von Herrn Müller motivierten ihn zu einer Geschichte über einen alten Obstbauer, der ein magisches Geheimnis hütete. Der versteckte Pfad im Wald wurde zum Schauplatz eines mysteriösen Abenteuers. Max lernte auch andere Bewohner der Gegend kennen, jeder mit seiner eigenen Geschichte und Einzigartigkeit.

Am Ende seines Aufenthalts hatte Max nicht nur das beste Kapitel seines Lebens geschrieben, sondern auch eine tiefe Verbindung zu sich selbst und seiner Umgebung gefunden. Er erkannte, dass Ablenkungen manchmal der Schlüssel zu neuen Ideen und kreativen Durchbrüchen sein können.




Mein Name ist Chantal Mäurer, ich bin 24 Jahre alt und eine leidenschaftliche Autorin. Meine ersten Schritte in der Welt des Schreibens habe ich bereits während meiner Schulzeit gemacht. Bislang habe ich zwei Gedichte bei der Frankfurter Bibliothek veröffentlicht, unter den Namen „Alles wird gut“ und „Tauchgang“.

Von 2013 bis 2017 war ich Mitglied der Schul-AG „Die Voranschreiber“, in der wir gelernt haben, wie man Geschichten und Gedichte schreibt. In dieser AG hatte ich auch die Gelegenheit, unsere Werke den Eltern vorzulesen, was mir wertvolle Erfahrungen im öffentlichen Vortrag und in der Präsentation meiner Texte brachte.

Meine bevorzugtes Genre ist Fantasy, doch aktuell erkunde ich auch andere Genres, um meine schriftstellerischen Fähigkeiten weiter zu entwickeln und zu diversifizieren.

Derzeit arbeite ich an neuen Projekten, die meine Leser in magische und vielfältige Geschichten entführen sollen.






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Veröffentlicht von Jens Faber-Neuling

Redakteur von #kkl Kunst-Kultur-Literatur Magazin, Autor, Trainer und Coach im Bereich Potentialentfaltung und Bewusstseinserweiterung, glücklicher Papa und Ehemann.

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