Die Sprechblase quoll…

Ansgar Eyl für #kkl50 „Hingabe“




Ausstellung                                                    

Die Sprechblase quoll aus dem Gemälde ihres Mundes. Die mikroskopischen Zeichnungen der gehörten Silben ließen den Mäzen jubeln.  Arme rotierten im grellen Leselampenmodus. 

Papierfetzen segelten. Elektrosignale pressten sich machtbesessen an den Bücherantiquitäten vorbei.

Staub verzierte die Tageslichtansicht.  Kunstwerk bröckelte.

Verzückte Mimik blitzte in einer Fotoschussbreitseite, das Schiffchen des Wachsoldaten purzelte vor eine  Echtmenschskulptur.

Es flutschte eine Menge von Farbbeuteln durch die Stellwandlandschaft.

Sie prostete den Gästen zu. Nasale Laute wurden in knisternde Mikrophone gehaucht.

Das Klappern der Handinnenflächen erklang und  das Räuspern von Bassklängen wurde überhört.

Lachen krachte in empfundene Sprachwendungen.

Ein Comic-Zeichner spitze einen Bleistift, drehte sich um und verließ salutierend die Szenerie.

´ Ausrufezeichen, Fragezeichen, Semikolon, Punkt, Punkt, Punkt´´, sie dachte sich etwas dabei und marschierte mit den Stöckelschuhen um die lustvoll Blickenden herum.

Die Menge applaudierte  in weiteren Lichtblitzstürmen. Frisuren wurden zerzaust.

Jemand hatte ein riesiges Fenster am Ende des Kasernenganges geöffnet und die Stellagen vibrierten.

Die Künstlerin beendete ihre Dankesrede und das Raunen des Windes setzte ein. In der Ferne hörte man schon Geschützdonner.




DIE JAGD

Die Rotte galoppierte über die Schneeebene. eine Bache rieb an einem jungen Buchenbaum vorbei. Frischlinge hoppelten gleich Eisflocken im Wind.

Das Weiße stob und die Pupillenplaneten kreisten um die arktische Steppe. Die Kimme zitterte.

Der Stick glitt aus den aufgeritzten Lebenslinien und ließ das Fadenkreuz herunter kullern.

Das Blut aus zweitausend Rotebeetefasern implodierte im Kunststoffrechteck, die Tastatur pochte. 

Fingernägel versanken in den Buchstabenzwischenräumen.

Gedanken schossen. Gefühle waren Ziele.

Aufbrausen und Wimpernzucken waren nicht Ohne.

Die Verdammung des mit Lebenssaft übergossenen Waidmanns aus dem Kreis der Besseren gelang einem dummen Jungen, der sich nicht die Haare grau färben ließ. Alle wollten bequem und Greise werden, nur dieser Gute nicht.

Die Videospielfantasien wurden Bildschirmrealität.

Ich, der Schütze traf, was keiner witterte, den letzten Punkt.




SPRECHTECHNIK

Die Maschine produzierte die Sprache. Geschwollene Sehnerven des Kindes fixierten die Bewegungen der Zahnräder und das Aufklappen von Luken,  Fenstern.

Fließbänder begannen zu rattern.

Das Gestikulieren führte zu augenrollenden Interpretationen.  Die Deutungen wurden angenommen. Man hörte das dumpfe Geräusch aller unbewegt Schweigenden, dass die Menschen: Stille nannten.

Der Spross saugte alles, was er sah, in sich auf. Ein milchiges Tropfengeflecht harrte an seinem Kinn.

Knarren und Poltern ließen Gesichtsfarbe erröten. Ohren schmerzten. Und das ewige Hämmern übertünchte die Melodie der langsam pochenden Herzen.

Die Zungen bohrten sich in die gashaltige Luft, Ösen fielen, Ketten tanzten auf einem Stahlgerüst.

Eine  Babytrinkflasche kullerte zwischen die Tränenbahnen,  Lautieren, Saugen, Nase rümpfen, das Kleben der Fingerkuppen am Werkbankhebel wurde mit Sehschlitzaufreißen unterlegt.

Die Filme des Schutzbleches liefen über die Glasscheiben des Panikraumes, man sah wie die ausgemergelten Robotercharaktere die winzigen Pupillenspalten des elternlosen Wesens zum Zucken brachten.

Die Träume des Tages wurde wirkliche Nacht.

 Der Dämon hinter dem Türscharnier war doch,  der ansonsten verklemmt lächelnde Nachbar von neben,  der jetzt aussah,  wie die öltriefende Feuerzunge des Drachens aus dem Vorlesebuch.




Ansgar Eyl, geboren am 17.06.1969 in Neuwied. Er veröffentlichte in Anthologien und Literaturzeitschriften, lebt in Kleinmaischeid im Westerwald,

Einzelveröffentlichung: „Orangensaft“-Lyrik im Mauer-Verlag,  Ansgar Eyl veröffentlichte bislang Prosa und Lyrik, u.a. in Axel Kutsch´ versnetze´1- 14 kontinuierlich  vertreten. Publizierte in Anthologien und Zeitschriften.

Internationaler Lyrik-Wettbewerb ´Sannio´- in Italienisch-deutscher Anthologie-1997 veröffentlicht u.a.






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Veröffentlicht von Jens Faber-Neuling

Redakteur von #kkl Kunst-Kultur-Literatur Magazin, Autor, Trainer und Coach im Bereich Potentialentfaltung und Bewusstseinserweiterung, glücklicher Papa und Ehemann.

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