Jutta Engelhardt für #kkl50 „Hingabe“
Stallgeruch
Neben ihr summte der Elektrozaun der Kuhweide. Ein vertrautes Geräusch aus Kindertagen. Schweißperlen liefen Ute in die Augen. Sie wischte sie mit dem Handrücken ab und setzte ihren Weg fort. An den Treppenstufen der kleinen Kapelle bröselte der Stein, die Tür stand weit geöffnet, innen brannten einige Kerzen. Wild wuchernde Wicken schlängelten sich um den alten Jägerzaun.
Das Haus ihres Onkels rückte in Sichtweite. Es war in die Jahre gekommen. Die Fensterfarbe bröckelte, die Terrasse war überwuchert mit Efeu. Der alten Holzbank fehlten ein paar Latten in der Rückenlehne.
Ute blieb stehen, ließ ihre Augen umherschweifen. Dann steuerte sie den alten Stall an. Sie setzte sich auf den Melkschemel. Verwaist lagen ein paar Strohbüschel herum. Es roch wie früher, staubig, der Geruch von Tieren und altem Gemäuer.
„Du konntest noch nie richtig melken. Hast ständig die Milch verschüttet.“ Ertönte hinter ihr die Stimme ihres Onkels. Kraftlos klang sie, etwas heiser. Ute drehte sich um. Die Hemdsärmel waren ungleichmäßig hochgekrempelt, seine Kleidung zu groß. Die derben Hände waren faltig und voller Altersflecken. Immer noch hatten seine Finger Risse und Schrunden. „Hallo Onkel,“ erwiderte sie. Sie erhob sich von ihrem Schemel und taxierte ihn. Er wirkte kleiner als sie ihn in Erinnerung hatte.
Er ging einen Schritt auf sie zu, sie wich nicht aus, nicht mehr.
Ich bin Jutta Engelhardt, 1960 geboren, aufgewachsen und wohnhaft im Sauerland. Lesen, Schreiben und Malen ist ein wichtiger Bestandteil in meinem Leben.
Autodidaktisch entstanden sind sowohl meine Texte als auch meine Bilder. Meinem inneren Drang folgend versuche ich eine persönliche Auseinandersetzung mit den Facetten des Lebens.
Eine andere Sichtweise.
Eine veränderte Perspektive.
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