Julia Lehmann für #kkl50 „Hingabe“
Wenn ich vor Dir stehe, bin ich bloße Durchlässigkeit
I.
Dein Arm, den du um mich legst,
der dort liegen bleibt
ohne,
dass er schwer wiegt.
Deine Ruhe an mich weitergibt.
Stattdessen.
Ohne
dessen
Vielleicht einfach so.
Ohne Statt
Sondern nur weil.
Weil du so bist.
Und ich so.
Du mit Arm.
Und ich mit Worten.
II.
Was meine Worte sind,
ist dein Arm,
der mich an sich nimmt
und mich an dich drückt.
Ohne dass du etwas sagst,
sagt,
dass du da bist.
III.
Ein Abend, in dem ich einen Moment in mein altes Leben eintauche:
Ich trinke zwei Gläser Wein und gehe nach Hause.
Ich bleibe nicht bis zum Schluss.
Ich gehe mit keinem neuen, fremden Mann nach Hause.
Ich lege mich ins Bett, allein.
Ich freue mich auf den nächsten Tag, weil mit jedem Tag, der Tag näher rückt, an dem ich an deinen Wohnwagen klopfe.
Dass das eine Liebeserklärung an dich ist, verstehst du nicht.
IV.
Wie groß wäre der Abstand zwischen uns, wenn wir ihn in Anderssein zueinander messen würden, könnten?
Wieviel Andersartigkeit liegt dann zwischen uns?
So viel Andersartigkeit, als dass sich die Andersartigkeit wieder in Gleichheit treffen würde?
Oder gerade noch so viel Andersartigkeit, dass sie in Unverständnis und Fremdheit umschlägt?
Umschlagen würde.
Würde.
Wenn.
Wieviel.
Wie groß.
Zu wenig.
Genauso viel.
Egal.
Wie auch immer.
Interessiert es irgend jemanden?
Uns?



Julia Lehmann ist Philosophin, Autorin, Übersetzerin, Reisende und glückliche Hundebesitzerin. Aus Berlin, Deutschland.
Dort: Jahre des Studierens und Lesens an der Universität und außerhalb davon, Streifzüge durch die Straßen der Stadt bei Tag und Nacht, von der Dämmerung bis zum Morgengrauen, Lohnarbeit in verschiedenen Jobs von Bars und Hostels bis hin zu NGOs und freiberuflichem Schreiben; die Entdeckung der Kunst als Ausdrucksmittel mit Skulpturen aus Glas, Menstruationsblut oder der Schreibmaschine.
Jetzt: Leben in Portugal, umgeben von Wäldern, Flüssen und Bergen.
Dazwischen: Reisen um die Welt, um zu lernen, die Schönheit der Menschheit und der Natur zu finden, zu arbeiten und so viele Sprachen wie möglich aufzusaugen – denn Worte sind das Wesen des Seins in der Welt.
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