Ava Rauch für #kkl52 „Essenz“
Neuanfang
Die leere Hülle ihrer Selbst wird gefüllt durch neugewonnene Worte.
Sie tastet sich vor, modelliert ihre Vergangenheit. Und während sie noch erzählt, da fragt sie sich:
„lüge ich?“
Aber sie kann sich diese Frage nicht beantworten, denn um sie ist Fremde und in ihr nur die Leere eines Herzens, das sich danach sehnt, gekannt zu werden.
Das sich nach Blicken sehnt, die bereits wissen, wen sie malen.
Also reißt sie sich die Kleider vom Leib und sieht sich an.
Sieht nur Fehler, die sich häufen und zu Bergen werden, zwischen sich und ihrem Spiegelbild.
Berge, die wachsen, so groß, dass sie nichtmehr über sie hinwegsehen kann.
Sie schreit nach sich selbst, verlangt nach Antwort.
Nach Klarheit.
Nach der Wahrheit, die sie doch kennen sollte.
Die sie nicht mehr finden kann, inmitten ihrer eigenen Worte und Taten.
Gelöchert von den Blicken derer, die aus der Fremde die Hände nach ihr ausstrecken, über ihr Haar streichen, ihr in die Augen sehen.
„lüge ich?“
Sie sieht in ihre von Skepsis zersetzten Gesichter.
Ihre Augen waren es, die es in die Gesichter der Fremden malten, das Misstrauen.
Denn sie mag es, Geschichten zu erzählen.
In ihrer Bedrängnis erfindet sie sich neu.
Und hofft, dass es sie selbst ist, ihre Geschichten, ihre Gefühle, denen sie Worte schenkt.
Dass ein Bisschen Ich darinsteckt, in der Sprache des Kommenden.
Ava Rauch wurde 2005 in Freiburg geboren und ist dort auch aufgewachsen. Vor Kurzem ist sie für ihr Studium nach Frankfurt a.M. gezogen. Ihr Notizbuch begleitet sie fast überall hin, es ist ihr Halt und Ventil. Schreiben bietet ihr die Möglichkeit, Gedanken zu festigen und die Realität weiterzuträumen.
Über #kkl HIER
#kkl Magazin 