Kevin Markus Kruschwitz für #kkl54 „denkbar“
Schwestern
„Liebste Schwester, bleib doch weg!
Siehst du der Freuden Feste?
Siehe doch, da ist kein Schreck.
Sie wollen nur das Beste.
Wer will schon dich? Du bist allein,
Allein nicht ohne Grunde!
Wo du bist, dort ist das Leid!
Du bist die Sterbensstunde.“
Sie sieht die Freude, alle Blicke,
Sieht der Freude Feierstrahlen,
Der Krieg vorbei – Sind neue Glücke,
Der Sieg – Er wird die Zukunft malen.
Die Schwester sieht der Menschenkraft,
Hört Lachen, Singen, Tänze,
Frieden – neuer Lebenssaft!
Sieg, Fahnen, Eichenkränze!
Die zweite Schwester ist erhoben,
Sie geht vorbei an Spaß und Tanz,
Sie sieht die Fahnen, himmelsdroben,
Sie sieht der Menschen Arroganz.
„Liebste Schwester, dank der Warnung,
Doch wenn ich geh, bin ich nie fort.
Wir beide sind ein Rad und Zahnung,
Wie Töne im Klavierakkord.
Nie allein könn wir bestehen,
Bist du da, bin ich auch hier,
Nie werden wir alleine geh´n,
Ich bin dir und du bist mir.
Wie Salz, das selten ohne Zucker,
Wie Zucker selten ohne Salz,
Wie der Reichtum zu dem Schlucker,
Wie die Geige zu dem Walz.
So sind wir Schwestern beid´ umwoben,
So kommt das Glück nie ohne Leid,
So kann man nie nur eine loben,
Weil wir verbunden durch die Zeit.
Pure Freude kann´s nicht geben,
Pures Leid ist eben weit.
Wird man einmal dir vergeben,
Schenkt man mir Aufmerksamkeit.
Einmal ist der Tod doch gut,
Er scheint eine Erlösung,
Einmal ist der Regen Glut,
Sei fast eine Genesung.
Jetzt herrschst noch du,
Doch bald bin ich´s.
Bedrückend Ruh,
Wer uns verglich.“
Und beide blicken zu dem Feste,
Die Freude bricht wie Glas en zwei.
Ist Krankheit, Peste, Überreste?
Spaß und Tanz, sie sind vorbei.
Die Menschen blicken himmelwärts,
Sie flehen zu den Göttern.
Die Farbe wechselt bunt zu schwärz.
Die Schwestern werden Spötter.
Die große Lehre bleibt bestehen,
Glück und Leid werd´n nie vergehen.

Kevin Markus Kruschwitz (geborener Oelsner am 12. August 1994) studierte 11 Semester Deutsch und Geschichte an der Universität zu Potsdam. Er lehrt zurzeit an einem Gymnasium in Altenburg (Thür.) und wohnt ebenfalls dort.
Während seiner Schulzeit begann er selbst zu schreiben, aber erst das Studium von verschiedenen Werken der klassischen und modernen Literatur beflügelten ihn, selbst literarisch tätig zu werden.
Zurzeit verfasst er verschiedene Kurzgeschichten („Das Mädchen aus der Fremde“ und „Liebe“) und arbeitet weiter an seinen unveröffentlichten Romanen „Der rote Faust – Untergang eines selbst gewählten Helden“ sowie „Auf der Suche nach dem Schönen“.
Weiterführend schreibt er an Exposees und Aufsätzen wie „Weihachtsaufruf“, „Einen Freund geprüft im Tod – Die Revolution in Beethovens 9. Sinfonie – 4. Satz“ und „Wagner – Eine Antithese zur Faust?“.
Erste fachwissenschaftliche Texte wurden über den Verlag GRIN ebenfalls veröffentlicht.
Über #kkl HIER
