Ich erlaube mir

Mira Rauk für #kkl57 „Selbstermächtigung“




Ich erlaube mir

Lange habe ich gewartet,

bis jemand sagte:

du darfst.

Jetzt sage ich es selbst.

Ich nehme mir zurück,

was sie mir genommen haben:

meine Stimme,

meine Grenzen,

mein Recht, da zu sein.

Ich erlaube mir,

zu gehen,

zu bleiben,

zu atmen –

ohne Erlaubnis von außen.




Selbstermächtigung

Nicht länger warten

auf fremde Hände.

Die Ketten im Kopf

brechen im eigenen Willen.

Ein Spiegel zeigt

kein Opfer,

sondern Beginn.

Schritt hinaus,

Schritt ins Eigene –

die Welt vibriert

im neuen Takt.

Splitter – „Funke“

Klein.

Doch brennend.

Ein Funke reicht,

um Nacht

zu sprengen.




Aufrecht

Nicht mehr gebeugt

unter fremden Stimmen,

nicht mehr gefesselt

von alten Schatten.

Ein Körper richtet sich,

ein Atem zieht Grenzen,

eine Stimme trägt

ohne Zittern.

Aufrecht –

kein Triumph,

nur Wahrheit im Stand.

Splitter – „Standhaft“

Wirbel richten sich.

Herz klopft höher.

Kein Biegen mehr.

Nur Stehen.




Haltung

Genug gebückt,

genug geschwiegen.

Fäuste öffnen sich

zu Stimmen,

die keiner mehr

erstickt.

Rücken wie Mauer,

Herz wie Klinge.

Haltung heißt jetzt:

Kampf im Licht,

Schritt nach vorn,

ohne Rückzug.

Splitter – „Feuerlinie“

Keine Deckung.

Nur Stand.

Herz lodert,

Augen brennen.

Vorwärts.




„Die Hand am eigenen Steuer“

Sie war jahrelang Mitfahrerin im eigenen Leben.

Andere lenkten, entschieden, fuhren – manchmal sanft, oft ruckartig. Sie hielt still, blickte aus dem Fenster und sagte sich: „So ist das eben.“

Doch eines Morgens, als die Sonne scharf durchs Glas fiel, sah sie ihr Spiegelbild in der Scheibe:

Müde Augen. Zitternde Hände. Aber auch etwas Neues – ein Funken, der nicht erloschen war.

Am nächsten Halt blieb sie sitzen. Sie stieg nicht aus, sie ließ nicht zu, dass jemand anderes einstieg. Sie ging um das Auto herum, griff nach dem Lenkrad.

Es fühlte sich fremd an, aber warm.

Die Straße vor ihr war unbefahren, voller Schlaglöcher und Umwege. Doch sie atmete tief ein, drehte den Schlüssel und spürte, wie der Motor ihres eigenen Lebens unter ihren Händen zu brummen begann.

Das Radio war still. Keine fremden Stimmen. Nur ihr Atem.

Sie fuhr los. Erst langsam, dann schneller. Jeder Meter ein Stück zurückgewonnene Welt.

Und zum ersten Mal seit Jahren dachte sie nicht: „So ist das eben.“

Sondern: „So mache ich es.“




Mira Rauk ist eine deutschsprachige Lyrikerin und Prosaautorin. Ihre Arbeiten kreisen um existenzielle Erfahrungen, innere Brüche und die Sprache des Überlebens. Kennzeichnend ist ihre klare, ungeschönte Form, die Verletzlichkeit sichtbar macht.







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Veröffentlicht von Jens Faber-Neuling

Redakteur von #kkl Kunst-Kultur-Literatur Magazin, Autor, Trainer und Coach im Bereich Potentialentfaltung und Bewusstseinserweiterung, glücklicher Papa und Ehemann.

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