erster Durchgang (Jugend)

Christoph Weisser für #kkl57″Selbstermächtigung“




erster Durchgang (Jugend)

0.0 Alles kann damit beginnen, dass sich eine – hinsichtlich einer besonderen Sache – als begnadet empfindet.

0.1 Dann wiederum mag sich ergeben, dass sich die Vorstellungen darüber ausweiten, was erst zukünftig einmal werden will.

0.2 Die Frage stellt sich nun sozusagen nach der „Methode“, besser ausgedrückt: nach der „glücklichen Wahl“ des vertrauenswürdigsten und vertrauenschenkendsten „Prinzips“; ja einer Art „Essenz“, was eine im Leben ganz generell finden und woraufhin sie ihre Sache anlegen möchte.

0.3 Jede persönliche Entwicklung erzählt eine Geschichte, die nach vorne offenbleibt. Und zwar auch für den Fall, wo eine – bei aller Zuwendung, aber auch bei allen Missverständnissen, die sie umgeben – eine Blockade gegenüber der eigenen Triebnatur aufweist.

0.4 Die Umgebung ausserhalb des geschützten Familienkreises, welche häufig als „Vaterwelt“ bezeichnet wird, kann durchaus einfacher zu bewältigen oder sogar einladender sein als ein beengendes Zuhause. Gerade der Fall aber, wo diese Bereiche auseinanderdriften, wird eine verwirrende Widersprüchlichkeit bezüglich des emotionalen Zugangs zur Vaterwelt sicher nicht verhindern.

0.5 Gewisse Voraussetzungen können eine, auch wenn sehr schöne Absichten bestehen, bereits in einer frühen und entscheidenden Phase an den Rand manövrieren – einmal gesellschaftlich betrachtet. Diesem wenig aussichtsreichen Posten kann dem eigenen Empfinden nach durchaus ein beschaulicher Reiz anhaften, welcher auch lohnenswerte Haltungen fördert.

0.6

Dieselbe Art „alternativen Zugangs“ wird nun auch bezüglich „Herzensentscheidungen“ ganz generell erwartet; nämlich betreffs Belange, ob, wie und unter welchen Umständen eine auf Personen oder Dinge zugeht, zu denen sie eine spontane Zuneigung empfindet. Und, um es jetzt konkreter zu benennen, für Nachwuchs wird eine, wenn überhaupt, wohl doch nicht gleich umgehend sorgen.

0.7 Unerwartet, wie das vielleicht klingt oder auch nicht: Es ist eine sogar erstaunlich initiativ, was die Suche gangbarer Wege anbelangt! Soweit der Mut hinreicht (das gilt es natürlich einschränkend zu sagen), wird gar nichts unversucht gelassen. Wobei eine Bewertung bezüglich „Gelingen“ wenig Sinn ergibt. Es geht eher um die Erörterung von „Grenzen“; zu erkennen, was drin liegt und allenfalls zu mutmassen, was darüber hinausführt.

0.8 Gelegenheit zu sehr viel Humor bietet die Sichtaufnahme auf sich selber! In diesem Belang will eine sogar mit den allerkomischsten, ja befremdendsten Eindrücken den Umgang lernen.

0.9 Es ist eine reine Zeitfrage, bis sich eine die Frage nach der Wesenheit Gottes stellt. Und zwar nicht nur theoretisch; sie wird sie direkt und auf Verschiedenes hin ansprechen. Aber noch mehr als das wird sie sich zum ersten Mal im richtigen Verhältnis klein machen und lange schweigen vor der grossen Gegenwart.

0.10 Inzwischen ist nichts verloren gegangen von den guten Anfängen, und so wird eine eines Tages bezüglich ihrer grösseren Hoffnungen belohnt. Da zeigt sich, dass alle Potenziale mitgekommen sind, verkappt, auf die riesigen Umwege.

0.11 Scheinbar zum ersten Mal will sich jetzt eine so ganz oder zumindest halb richtig einer höchstens mittelgrossen Herausforderung stellen, wovon sie zum vorne herein den Eindruck hat, dass sie sie aus den Socken haut. Und ihre hochentwickelte Sensibilität täuscht sie denn auch in keinem Fall darüber hinweg.

0.12 Alsdann geht‘s einer nicht anders als vielen Altersgenossen, egal wie weit diese es gesellschaftlich gebracht haben. Auch sie hat den Eindruck, dass sie sich schon zu viel zugemutet hat. Und hier ist nicht lediglich die Rede von „Katzenjammer nach einer musikalischen Veranstaltung“! Hier hat sich eine – sonst eher auf Schonung bedacht – voll investiert.

0.13 Punkt Null. Nicht zum ersten Mal ist eine hier. Aber nun steht die Ziffer so klar wie nie; auch hinter der Kommastelle: Die Endlichkeit hat gesiegt. Das ist nicht die amüsanteste, aber eine ehrliche Lektion, und insofern „lehrreich“, als dass sie unumgänglich ist!

0.14 Falls eine nicht gestorben ist, was im selteneren Falle zutrifft, müssen die Energien nun zurückfliessen. Es mag einer wie ein religiöses Wunder erscheinen: die gesamte Atmosphäre frohlockt vor sublimer Lebendigkeit! Und so einiges scheint tatsächlich wie verändert.

0.15 Doch wie wenn nicht schon alles mehr als genug gewesen wäre, wird es jetzt noch einmal wirklich schlimm. Jede kennt das. Aber im Moment des Erlebens gibt es keinen eigentlichen Trost und keinen Vergleich. Eher scheint einer unbegreiflich – und, wenn sie zu so viel Selbstdistanz fähig ist: Gratulation! – wie man das überhaupt aushält. Gibt’s da doch so etwas wie eine Schutzhülle, und wenn sie nur aus einem Abfallsack bestünde? Nur was würde da, und zu welchem Zweck würde es geschützt? Für eine Aufbahrung im Endlager?

0.16 Wieder ist es so weit; es geht nicht anders. Wieder muss sich etwas ändern. Selbst wenn eine noch gar nichts zu tun fähig wäre. Dann aber hat zumindest eine andere dermassen die Nase voll, dass sie vor sich selbst davonläuft. Weit, weit weg. Und sich erst irgendwo im Ausland wieder trifft, als eine entfernt Verwandte.

0.17 Geradezu banal mag erscheinen, was eine wieder „nach Hause“ holt. Eine Sache, der man zwar immer redlich Beachtung geschenkt hatte, geht einer jetzt auf im neuen Licht. Grad so, als führte sie erfolgreich einer inneren Friedensmission den Banner. Das hat absolut Geschenkcharakter, und nichts daran wirkt „aufgemacht“. Was einer bisher künstlich vorkam, enthält nach all den Prüfungen einen hohen Echtheitswert.

0.18 Rückblickend versucht eine, neu zu verstehen, was gewesen ist. An diesem Vorgehen hat sich aber grundsätzlich nichts geändert: Heute wie damals bleiben die Grundgleichungen im Leben sehr komplex, und je weiter man gegangen ist, desto besser ist man beraten, die inzwischen hochpotenzierten Ziffern einfach dankbar und bewundernd ganz krumm dastehen zu lassen.

0.19 Auf der grossen Reise hat eine das Tanzen gelernt; hoch oben, in berauschender Atmosphäre, im kleinen Kreis. Folgedessen käme eine, wenn sie nicht müsste, sogar freiwillig noch mal zur Welt.

0.20 Was eine jetzt zu verwirklichen imstande wäre, und grenzte es an ein Wunder; mit den ursprünglichen Ambitionen hat es wenig mehr zu tun. Ein ehrliches Tageswerk, und falle seine Wirkung noch so bescheiden aus, genügt ihr inzwischen vollkommen.

0.21 Bei so viel Zufriedenheit, kann eigentlich die schönste Überraschung nur sein: die vielen kleinen Falten im Gesicht, wenn eine einfach alles und jeden anlacht, das ihr gefällt.




Christoph Weisser. Jahrgang 1969. lebt in Kanada, Auseinandersetzung mit Literatur, Theater, Sprachen, Theologie und psychologischer Astrologie.

«Seelenbilder» bei bookmundo / «Ich sterbe – Meine Galerie zu Angst, Leid und Tod», „Egons Wirklichkeit“ und «Den Himmel vor Augen» bei epubli.de / „Drei Rosen oder Vom Einbrechen des Geistes“ und „Rehbusse und andere Missverständlichkeiten“ bei neobooks.com / Dramatische Einakter auf mein-theaterverlag.de und Dialektkomödie auf komoedien.ch






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Veröffentlicht von Jens Faber-Neuling

Redakteur von #kkl Kunst-Kultur-Literatur Magazin, Autor, Trainer und Coach im Bereich Potentialentfaltung und Bewusstseinserweiterung, glücklicher Papa und Ehemann.

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