Ingrid Baumgart-Fütterer für #kkl57 „Selbstermächtigung“
Heilkraft des Herzen
Es war einmal ein Mann namens Kaspar, der von den Menschen zutiefst enttäuscht war. Er sah den einzigen Ausweg darin, sich von allen menschlichen Wesen für immer abzuwenden. Daraufhin suchte er die Abgeschiedenheit, um mit sich allein zu sein. Irgendwann befand er sich in einem finsteren Wald. Zwischen verfilzter Kappe und zerzaustem Bart blickten Kaspars Augen auf den Eingang einer Höhle, von der er sich stark angezogen fühlte. Beim Hineingehen spürte er den Frost, der den Stein von den Wänden sprengte. Für andere Menschen ein unwirtlicherOrt, für Kaspar die richtige Herberge.
Sieben mal zwölf Monde gingen ins Land. Kaspar hauste immer noch in seiner nachtschwarzen eiskalten Höhle. Seine Nase war von Frostbeulen entstellt und sein Mund fest verschlossen. Unter seinem BärenfeIlmantel lugten Fellappen hervor, die seine zerschundenen Füße freigaben. In ihm breitete sich die Einsamkeit aus. Nur die Fledermäuse waren seine Gesellen.
Als er eines Morgens erwachte, schleppte er sich, wie geführt von unsichtbarer Hand, bis ans Ende der Höhle. Dort flackerte ein Feuer, über dem in einem verrußten Kessel eine Wurzelsuppe brodelte. Sogar ein Schöpflöffel war beigelegt. Er traute seinen Augen nicht. Mit einem Mal wurde ihm wohlig warm. Nie hatte ihm eine Suppe köstlicher gemundet. „Mir ist, als schwebte ein Engel durch den Raum, der mich mit seinen Flügeln sachte streift,“ vernahm man Kaspars brüchige Stimme. „Wie recht du beinahe hast,“ sagte eine gute Fee und wurde für ihn sichtbar. Ihre Erscheinung vertrieb selbst den letzten Schatten. Sie stand vor ihm in ihrem goldenen Herbstblätterkleid, das unmerklich raschelte. Wie Diamanten funkelten ihre seidigen Libellenflügel. Ein Hauch von Waldveilchen umgab sie. Ungläubig rieb Kaspar sich die Augen. War es ein Traum oder Wirklichkeit? „Kaspar, du hast drei Wünsche frei. So sprich, was du begehrst!“ Mit rauer Stimme antwortete er: „Ich habe nur einen einzigen Wunsch, führ mich ins Leben zurück!“ „So sei esI“
Sie nahm ihn bei der Hand und führte ihn durch den tiefen Tann über einen unendlich langen Steg, unter ihnen tosendes Wasser. Die Jahreszeiten wechselten, als sie am Fuße eines majestätischen Berges angelangten. Je höher sie den Berg hinaufstiegen, desto lebendiger fühlte sich Kaspar.
Kaum fragte er sich, wohin der Weg wohl führen möge, sprach die Fee. „Kaspar, bald bist du überm Berg.“ So verging die Zeit. Inzwischen stand die Sonne hoch am Himmel. Kaspar verspürte brennenden Durst und wie von Zauberhand sprudelte eine Quelle aus dem Gestein. Voller Gier ließ er seine Kehle vom köstlichen Wasser durchströmen. Dann wusch er sein erhitztes Gesicht. Verheißungsvoll lächelte die Fee. Als er aufblickte, spiegelte sich sein Gesicht im Glanz ihrer Libellenflügel. Nun sah er sich mit anderen Augen. In seinem Inneren zeigte sich die Tür, die all die Jahre sein Herz verschlossen hielt. Sie öffnete sich weit und ließ die Stimme seines Herzens an sein Ohr dringen. Ehe er sich besinnen konnte, entschwand die Fee mit den Worten: „Kaspar, nun bist du auf dem richtigen Weg. Die Weisheit deines Herzens wird dich leiten.“ Plötzlich war er allein mit sich selbst, vertraute seiner inneren Führung und setzte seinen Weg fort. Nach einer Weile spürte er eine Kinderhand in der seinen. Das Gefühl war ihm nicht fremd. Tief in seinem Herzen regte sich die Erinnerung an das Wesen dieses Kindes. Er nahm sich dessen freudig an. Plaudernd und lachend erreichten beide wohlbehalten die Stadt, in deren lebhaftes Getümmel sie eintauchten.
Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute.
„Erleuchtung“
Es wärmt ihn eine Sonne,
die seinem Herzen entspringt,
bereitet Freud und Wonne
und Kraft, die ihm Leben bringt.
Es strahlt ein inneres Licht
aus seinen Augen heraus,
es erhellt sich sein Gesicht,
er fühlt sich in sich selbst zuhaus.
In ihm sich nun vereinen
der Seele Schatten und Licht,
nie mehr wird er verneinen,
was sein Herz liebevoll spricht.
Ankunft im Herzen
Er breitet die Flügel
seiner Seele aus,
erhebt sich in
himmlische Sphären,
gleitet hinweg über
irdische Wirrnis,
landet dann sanft
mitten in seinem
Herzen, wo er
bedingungslose
Liebe erfahren wird.
Ingrid Baumgart-Fütterer, Autorin
Im Ruhestand seit Oktober 2014
Veröffentlichung von zahlreichen Artikeln in Pflegefachzeitschriften und von Gedichten in diversen Anthologien.
Veröffentlichung von zahlreichen Artikeln in der Mitarbeiterzeitschrift „Medikuss“ im Rahmen meiner ca. 12 jährigen Tätigkeit als Mitautorin der „Medikuss“- Redaktion des Städtischen Klinikums Karlsruhe.
Beruflicher Lebenslauf
Seit mehr als dreißig Jahren war ich am Städtischen Klinikum Karlsruhe gGmbH als Lehrerin für Pflegeberufe tätig.
Meine berufliche Tätigkeit war von folgenden vier Hauptelementen geprägt:
1. Ab 1980 Aufbau und Leitung des Weiterbildungslehrganges für Anästhesie – und Intensivpflege. Ab 1984 Führung dieses Kurses als Lehrerin für Pflegeberufe.
2. Nachdem sich 1994 das Städtische Klinikum Karlsruhe entschloss, eine „Innerbetriebliche Fortbildung“ einzurichten und Stationsleitungskurse in eigener Regie zu betreiben, übernahm ich die Aufgabe, diese Kurse im Rahmen einer erweiterten Verantwortungstätigkeit zu konzipieren, und selbstverantwortlich zu leiten.
3. Ab 2003 Aufbau und Leitung des Weiterbildungslehrganges „Pflegeexperten“.
4. Ab 2008 Tätigkeit als Lehrerin für Pflegeberufe und Kursleitung an der Akademie für Pflegeberufe.
Einen Teil des Unterrichts eines jeweiligen Kurses hatte ich selbst bestritten.
Nebenberuflich Seminarleitung/Dozentin
Themen: Stress- und Konfliktmanagement und moderne Arbeitstechniken (ca. 12 Jahre) für Mitarbeiter des Personalamtes der Stadt Karlsruhe.
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