Das Denkmal

Fabian Wollgast für #kkl58 „Ethik“




Das Denkmal

Denk mal und besinne dich
Manchmal denk ich, es erschüttert mich,
wie vergänglich doch der Kummer ist,
wie schmerzfrei Schicksal, wenn du ein Teil nicht bist.

Als Unglück dieser Stadt bekannt,
eine Klasse Kinder ist verbrannt.
Die Zeit heilt Wunden, lässt den Schmerz vergehen.
Wer hat Helmut noch gekannt oder seine Eltern weinen sehen?

Ihm und seinen Leidgenossen,
die gestorben Schlag auf Schlag,
ein Denkmal wurd‘ gegossen
erinnert heut‘ noch an den Tag.

Nunmehr herrscht allein die Stille
an diesem einst beweinten Ort.
Erinnerung als letzter Wille,
das Denkmal bleibt, der Schmerz ist fort.




Einer wie Rainer

Rainer könnte jeder sein,
aber Rainer war keiner.

Rainer war nicht Otto Normal.
Und das war so fatal.
Denn wäre Rainer einer wie Meinereiner,
Dann wäre er deiner oder meiner,
aber Rainer war niemand; von keiner.

Rainer war allein und blieb es bis zum Schluss 
Leer war sein Sein bis zum Todes Kuss.
Und auch sein einsames Ende blieb von Weile.
Drängte sein Fehlen niemandes Eile.

Erst die Fliegen an der Scheibe,
zeugten vom Unheil in seiner Bleibe.
Sie brachten Hinz und Kunz ins Tun,
das Entsetzen groß: Nun kann Rainer ruh‘n.

Und die Moral von der Geschicht‘:
Achtet vor den Fliegen schon auf Menschen, sprich:
Rainer ist wie keiner, wie du und ich,                                                                                                                  

denn niemand ist niemals ein Niemand nicht.




Lebensbaum

So’n Baum müsst sich Gedanken machen.
Steht nur rum und langweilt sich.
Lässt ab und an die Äste krachen
Das zwar schon, nur mehr auch nich‘.

Wie kann man nur so leben?
Irgendwie empört es mich
Muss für den Baum nicht mehr es geben?
Ich seh‘ ihn an und glaube nich‘.

Macht mal Menschen, macht,
weiß der Baum, der 100 Jahre steht,
sich nach innen freut und lacht,
erkennt, worum im Leben mehr es geht:

Um pure Freude an der Existenz
und was uns allen gottgegeben
statt dem Streben nach Resilienz,
für das Leben, das wir leben.




Datenvolumen verbraucht

Schnell hier, schnell rein,
wir werden immer schneller.
Geh nicht off-, bleib‘ online,
draußen dunkel, mach‘ mal heller.

Wir sind erreichbar,
wir bleiben wach,
egal was war,
lass mich, ich mach!

Wir können alles haben
und dabei nicht mehr als uns verlieren.
Nicht Bienen in den Waben,
wir sind die Macher unter den Tieren.

Und wenn wir alles optimieren,
bereit sobald das Licht angeht,
KI wird uns schon adoptieren,
wenn aus uns das Leben weht.

Die Akkus sind geladen.
Die Connection on fleek.
Wir sind nicht. Wir waren.
Die Verbindung ist weg.




Fabian Wollgast, geboren 1990 in Berlin, Vater zweier Kinder und studierter Journalist, lebte ich meine Vorliebe für das geschriebene Wort zunächst in Kommunikationsberufen und als Ghostwriter aus, schreibe aber seit über zehn Jahren auch Gedichte, die Chancen aufzeigen, bevor wir sie verpassen und konstruiere dabei gern Verbindungen dies- und jenseits roter Linien. Meine Texte, die ich nun auch beginne zu veröffentlichen, mahnen zur Sensibilität für die Endlichkeit unseres Seins und wenden den Fokus auf das Wesentliche: das Leben. Mich begeistert am Schreiben, dass ein und dasselbe Wort sowohl die schreibende, als auch die lesende Person gleichermaßen zum Nachdenken anregen kann und so Brücken zwischen Menschen baut, die sich dafür noch nicht einmal begegnen müssen.       

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Veröffentlicht von Jens Faber-Neuling

Redakteur von #kkl Kunst-Kultur-Literatur Magazin, Autor, Trainer und Coach im Bereich Potentialentfaltung und Bewusstseinserweiterung, glücklicher Papa und Ehemann.

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