Clara Sinn für #kkl58 „Ethik“
Alte Verbitterung
Es war, als sei sie mit einem Mal aus einem lebenslangen bösen Traum erwacht.
Ihre Mutter hatte großes Gewese draus gemacht, sie sei ihr Ein-und-Alles.
Und hatte sie übergangen, überhört, laut übertönt, einfach abgetan …
Ich habe ihr geglaubt.
Ich habe mich betrogen gefühlt.
Ich habe mich enttäuschen zu lassen.
Ich habe es entschieden, verletzt zu werden …
wenn auch unbewusst.
Ich allein habe auf Grundlage meiner Irrtümer in diese Beziehung investiert.
In Pflege, Versorgung, Ausstattung, Respekt vor bezeigten Vorlieben …
„Schwere posttraumatische Verbitterungsstörung“, befand der Arzt und hatte auch schon eine Rehaklinik vorgeschlagen.
Es war dies Gefühl, plötzlich hinabzustürzen in die unvorstellbarsten dunklen Tiefen und die Befreiung schlechthin zu erleben.
Ich habe ihr geglaubt, sie ernst genommen.
Gegen die alten eigenen Verbitterungsreaktionen,
frische Weisheit …
Clara Sinn
Clara Sinn ist in verschiedenen Literaturzeitschriften bzw. -podcasts vertreten und publiziert in diversen mono- sowie polythematischen Anthologien.
Sie schreibt seit über 30 Jahren Lyrik und Kurzprosa, bietet regelmäßig Einzel- bzw. Gemeinschaftslesungen und leitet mehrere Schreibgruppen.
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