Vergissmeinnicht

Fabian Wollgast für #kkl59 „Ich denke, also bin ich“




Vergissmeinnicht

Ich denke, also bin ich.

Doch ich vergesse,

wer war ich?

Du bist hier

und hältst mich.

Ich vergehe,                                                     

Du liebst mich.

und wenn nun ich verlier‘ auch mich,

als letztes weiß ich: dich nicht.




Was bleibt

Meine Augen bleiben zu,
irgendwann, für immer.
Ich finde meine Ruh.
Doch es kommt noch schlimmer:

Auch meine Kinder müssen gehen,
wenn ihre Zeit gekommen.
Mögen die Fahnen heut noch wehen,
mein Sein ist bald verschwommen.

Fremde Menschen bewohn‘ mein Haus
mein Hab und Gut ist längst verwaschen.
Ich bin vor dem und dem davor schon raus.
Auch mein letztes Hemd hat keine Taschen.

Meine Lieben, Eltern, Kinder, Freunde,
alle sind vergessen.
Wenn ich heut von morgen träume,
woran werd‘ ich gestern messen?

Wenn mir nichts bleibt,
als meine Zeit,
ist was einzig mich umtreibt,
wie ich sie vertreib.




Manchmal stell ich mir vor

ich wär‘ ein Star;

wie der Zar

einer war.

Doch dann kommt die Gedankenwende:

Die Geschichte spricht da Bände –

denk‘ ich an des Zaren Ende.




Ich könnt Romane schreiben

Ich könnt Romane schreiben
Über Freuden, die gehen
und Sorgen, die bleiben. 

Ich könnt Romane schreiben
über ToDos, die uns stressen
und Probleme, die mich fressen.

Ich könnt Romane schreiben
über all das Leid in der Welt
und den Kummer, der sie quält.

Oh, ich könnt Romane schreiben 
über Trauer, Wut, Entsetzen,
über Angst und eine Zukunft in Fetzen.

Ich könnt Romane schreiben
doch ich tu es nicht. 
Ich bin die Zuversicht

und schreibe ein Gedicht.

Ein Gedicht wie im Traum:
Der König ist Tod, es lebe der Clown!

Ein Gedicht über Liebe und Nähe.
Ein Gedicht über Blumen und Rehe.

Ein Gedicht über Frohsinn und Bier
Beides will ich jetzt hier.

Mein Gedicht ist schöner als der Roman,
Drum fang ich den auch gar nicht erst an.




Fabian Wollgast
Geboren 1990 in Berlin, Vater zweier Kinder und studierter Journalist, lebte ich meine Vorliebe für das geschriebene Wort zunächst in Kommunikationsberufen und als Ghostwriter aus, schreibe aber seit über zehn Jahren auch Gedichte, die Chancen aufzeigen, bevor wir sie verpassen und konstruiere dabei gern Verbindungen dies- und jenseits roter Linien. Meine Texte, die ich nun auch beginne zu veröffentlichen, mahnen zur Sensibilität für die Endlichkeit unseres Seins und wenden den Fokus auf das Wesentliche: das Leben. Mich begeistert am Schreiben, dass ein und dasselbe Wort sowohl die schreibende, als auch die lesende Person gleichermaßen zum Nachdenken anregen kann und so Brücken zwischen Menschen baut, die sich dafür noch nicht einmal begegnen müssen.       

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Veröffentlicht von Jens Faber-Neuling

Redakteur von #kkl Kunst-Kultur-Literatur Magazin, Autor, Trainer und Coach im Bereich Potentialentfaltung und Bewusstseinserweiterung, glücklicher Papa und Ehemann.

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