Zeit, was ist das?

Harald Birgfeld für #kkl34 „Klarheit“




Zeit, was ist das?

Zur Erinnerung:
Zeit ist die Wahrnehmung eines Ereignisses.
Fehlt die Wahrnehmung, gibt es keine Zeit und kein Ereignis.
Meine eigene Zeit ist die Wahrnehmung von Ereignissen meines Ichs durch mich und schließt sämtliche Ereignisse außerhalb davon aus.
Eigene Zeit ist die Wahrnehmung von Ereignissen außerhalb meines Ichs durch mich. Jedes Ereignis hat eine eigene Zeit.
Andere Zeit ist die Wahrnehmung von Ereignissen durch einen anderen oder eine andere.

Neben Zeitdieben gibt es auch Zeitschenker und Zeitschenkerinnen. Dazu gehören Medium und Muse.
Ein Medium stellt in Wahrnehmung von Ereignissen in seiner eigenen Zeit eine „übernatürliche“ Verbindung zu anderen Menschen oder auch Umständen her, die sich in einer Welt, in der es unsere Ansichten von Raum und Zeit nicht gibt, befinden, aufhalten oder ereignen und die sich selbst ein denkgeübter Zuhörer nur schwer oder gar nicht vorstellen kann. Eine Nachricht von dort kann nur ein Medium empfangen und weiterleiten. Einem Medium darf ich Glauben schenken oder nicht. Ich darf ihm seine selbstbehaupte Begabung, Menschen und Dinge zu sehen, sie in Zusammenhang zu bringen, von ihnen zu erfahren, sie zu sprechen, sie zu hören, mit ihnen zu empfinden oder vielleicht Ereignisse vorherzusehen, als wahr und als Wahrnehmung von Ereignissen in seiner eigenen Zeit abnehmen, sie bezweifeln oder ablehnen. Glaube ich einem Medium, dann versuche ich mir andere Zeit schenken zu lassen und sie gegen jede Vernunft und Erfahrung zu eigener Zeit oder sogar zu meiner eigenen Zeit z.B. als Grundlage für die Befriedigung meiner Neugier, für eigenes Handeln, Honorieren seiner Tätigkeit usw., zu machen. Diese eigene Zeit ist für mich geschenkte andere Zeit. Ein Medium, dem ich glaube, ist für mich ein Zeitschenker.
Ein Medium drängt sich normalerweise nicht auf, ist aber von seinen Fähigkeiten überzeugt. Es handelt völlig autark insofern, als es meine Belange, Fragen an es anhört und vielleicht annimmt oder abwandelt, aber in der Beantwortung eigene Wege geht und Mittel einsetzt, die in eigener Zeit oder anderer Zeit von Anwesenden und von ihm zwar bezeugt aber nicht bewiesen werden können.
Ein Medium ist sich in jeder Beziehung seiner Besonderheit bewusst. Es ist stets bemüht, wenn auch nicht immer willig, seine Fähigkeiten auf Befragen anderen zur Kenntnis zu bringen, ohne sich aufzudrängen. Selbst aber für die kleinsten seiner Einsätze oder Aussagen übernimmt oder trägt es keine Verantwortung. Auch das Interpretieren seiner Aussagen ist nicht seine Sache und nicht seine Aufgabe, obwohl manches Medium das wohl anders sieht. Es möchte seine Fähigkeiten dann vielleicht zeitweise als „weltenverbindenden“ Sucher und Finder, dann wieder als Seher und Zukunftsdeuter verstanden wissen.

Eine Muse kann niemand absichtlich und nicht gezielt finden. Eine Muse wird durch einen Menschen verkörpert. Man kann ihr nur zufällig begegnen. Sie ist extrem scheu und schweigt hauptsächlich. Sie ist immer eine Begegnung auf Zeit. Die kann sehr tragisch enden. Zu oft verleitet der Reichtum des durch die Muse als Wahrnehmung von Ereignissen in eigener Zeit Empfundenen zum Prahlen. Das wiederum führt zum Ausbleiben der Wahrnehmungen und führt zum schlagartigen Nachlassen der Wirkung der Muse bis zu ihrem völligen Verschwinden.
Man kann den Menschen, der die Muse verkörpert, zwar an sich binden, die Muse in ihm oder durch ihn aber nicht. Es scheint, ihr zu begegnen, ist so schwer wie auf Glück zu treffen. Hoffen und Wünschen können nichts ausrichten. Trotzdem wird sie von sehr vielen ersehnt. Eine Begegnung mit ihr ist aber meistens unvorbereitet und plötzlich. Keiner weiß im Vorweg, was geschieht, wenn ihm eine Muse und dann sofort „seine“ Muse begegnet.
Einer Muse kann man sich nicht entziehen. Sie wirkt ohne jedes Zutun, weder durch eigenes noch durch fremdes. Wer empfänglich für sie ist, ist ihrem Wirkungskreis willenlos und meistens beispiellos ausgeliefert. Eine Muse ist für den Empfänger immer einmalig und hochgradig selten. Eine Begegnung mit einer Muse bewirkt bei Künstlern, Musikern, Dichtern und musischen Menschen eine schlagartige Wahrnehmung ungewohnter Ereignisse und Fähigkeiten in deren eigener Zeit. Die Muse erfährt davon nichts, außer, dass man ihr vielleicht darüber berichtet. Sie selbst ist dann voller Unglauben, zumal sie keine Wahrnehmungen von Ereignissen der berichteten Art in ihrer eigenen Zeit erfährt und damit auch nichts in

Zusammenhang bringen kann. Sie ist fast ausnahmslos erstaunt, wenn sie doch davon hört oder erfährt. Eine Muse ist bei den Empfängern ihres Wirkungskreises nie aktiv und immer völlig absichtslos. Andererseits erfährt eine Muse manchmal, dass sie mehreren Menschen einen für sie nicht nachvollziehbaren Ideenreichtum beschert. Das ist dann ihre Wahrnehmung von Ereignissen in anderer Zeit. Für den Empfänger ist es aber oft das Ende einer solchen Begegnung, wenn er nämlich der Muse in irgendeiner Weise über seine Erfahrungen mit ihr berichtet, sie sie spüren oder wissen lässt. Er verrät damit seine Wahrnehmungen in eigener Zeit an sich selber, so widersprüchlich es anscheinend ist, und verliert die Muse als Schenkerin von eigener Zeit für immer. So schnell, wie sie ihm begegnete, so schnell wird sie sich dann seinen Wahrnehmungen entfremden und entziehen. Auch das geschieht ohne ihren Einfluss oder ihre Absicht. Es bleibt nichts, nicht einmal eine Erinnerung an das köstliche Gefühl, welches eine Muse den Empfänger ihres Einflusses als lebendige eigene Zeit so plötzlich hatte erfahren lassen.
Eine Begegnung mit einer Muse kennt für den Empfänger ihrer scheinbaren Geschenke keine diesbezügliche Wahrnehmung von Ereignissen in anderer Zeit. Alles erlebt er nur in seiner eigenen Zeit und in ihrer Gegenwart.
Ist sie ihm vor Augen, ist er reich. Dann überkommt ihn ein enormer Einfallsreichtum, eine gewaltige Schaffensfreude, und er ist unversehens voller Zuversicht in allem, was er jemals erreichen wollte. Sie ist ihm eine Zeitschenkerin.
Ist sie für ihn nicht sichtbar und nicht gegenwärtig, leidet er unter ihrer Abwesenheit und vermisst sie. Er fühlt sich von ihr verraten, vernachlässigt, traut sich aber nicht Forderungen zu formulieren, weil ihre Wirkung auf ihn nicht greifbar ist. Er kann sie nicht in anderer Zeit wahrnehmen. Ohne ihr Dasein fehlt sie ihm in seiner eigenen Zeit.
Eine Muse bereichert andere ausnahmslos durch sich selbst und nicht durch ihren Einfluss. Sie ist die Muse, ihr Einfluss ist die Wahrnehmung von Ereignissen durch sie in eigener Zeit des anderen. Sie wird immer wahrgenommen als Ereignis in eigener Zeit und niemals in anderer Zeit. Wird sie jedoch scheinbar in anderer Zeit wahrgenommen, dann handelt es sich um die Person, welche die Muse in sich trägt. Auch eine „heimliche“ Muse, die mit einem anderen keine Begegnung hatte, wird nur in anderer Zeit wahrgenommen.
Ihr Einfluss ist direkt mit ihrer Gegenwart und Begegnung verbunden und nicht über den Umweg der Beeinflussung z.B. durch Gespräche mit ihr oder Fragen an sie oder Erfragen anderer Ausdruckmöglichkeiten für Schaffende.
Ihre Gegenwart schenkt dem Empfänger ihres Einflusses direkt und unerwartet eigene Zeit. Die Muse ist stets eine Zeitschenkerin.




Harald Birgfeld






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Veröffentlicht von Jens Faber-Neuling

Redakteur von #kkl Kunst-Kultur-Literatur Magazin und ZeitenGeist Magazin, Autor, Trainer und Coach im Bereich Bewusstseinserweiterung, glücklicher Papa und Ehemann.

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