Salvatore Di Franco für #kkl21 „Stigma“
In der Nacht.
Der LKW fuhr über die Autobahn. Es war gegen 2:30 Uhr morgens. Das Licht der Scheinwerfer floss über die Fahrbahn und mischte sich mit dem Mondlicht. Gemeinsam formten sie Wunden in den Asphalt.
Das monotone Motorengeräusch, die leere Straße und das Licht, das beständig über die Fahrbahn, die Leitplanken, Schilder, Felder und Wälder blutete, ließ den Fahrer ins Träumen geraten.
Einig Zeit verbrachte er mit Fantasien und Wünsche.
Die Dunkelheit forderte ihr Recht. Wo der LKW nicht mehr war, war auch nicht mehr der Lichtstrom und die Dunkelheit nahm zurück, was nachts ihr gehörte.
Blaues Licht, dass aus dem Dunkeln zu ihm kam, zog den Fahrer in die Realität zurück.
Er nahm Gas weg. Die Signalschilder ermahnten zur freien Fahrt.
Auf der inneren Spur wartete ein in blaues Licht getauchtes Polizeiauto, das neben einem Krankenwagen stand
Respektvoll fuhr er an verkeilten Autowracks vorbei. Mit Tüchern bedeckte Körper, Stigmata der Autobahn, Ärzte und Polizisten, um die sich Licht und Blaulicht stritten, offenbarten das Martyrium des Straßenverkehres.
Dann war es vorbei. Das LKW-Licht erhellte einmal mehr den alten Belag der Autobahn.
Seine Ausfahrt kam und er fuhr rechts ab auf die Landstraße, die ihn in die Stadt bringen sollte. Am Horizont hellte es sich langsam auf.
Salvatore Di Franco
Veröffentlichungen:
2013 „Die Gehilfen“ in Haller 8
2013 „Katze und Geld“ in Menschen unterm Sternenhimmel; Elbverlag Marie Rossi
2011 „Am See“ in Lyrischer Lorbeer 2011
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