Dirk Tilsner für #kkl22 „Bewusstheit“
Übung
zunächst abschalten
der Rabatz um dich herum spielt keine Rolle
Du(!) musst stille halten
nimm dir jetzt ein vergessenes Wort
eines, das schon längst keine Bedeutung mehr hat
zum Beispiel: Kaulquappe
oder
Nautilus
von mir aus
Karottenjeans (moonwashed), Sternenhimmel (oh-oh), vielleicht sogar
Ihren Namen
lass das Wort fallen
(du wirst merken wie leicht es eigentlich ist)
in diesen gähnenden Schlund, den du
Lebenserfahrung nennst
lausche ihm hinterher auf seinem Weg
(nicht mit den Ohren, ich meine den Puls!)
jeder tiefer es sinkt, umso deutlicher wirst du es vernehmen:
dieses aparte Prasseln (aufbegehrend, abrupte Lohen) bezeugt
die Ionisierung deiner Einsichten
öffne deine Katakomben! lass es in dich hinabstürzen und
hab keine Angst vor seinem Aufprall
der befreit Wärme und das Echo
warst einmal du
Dirk Tilsner, Jahrgang ’66, geb. Luckenwalde. Nach dem Abschluss eines Ingenieur-Studiums zog es ihn 1994 nach Lissabon, wo er bis heute mit seiner Familie lebt.
Er schreibt vorrangig Lyrik, aber auch Kurzerzählungen. Bislang erschienen zahlreiche Gedichte hauptsächlich in Anthologien, Lyrik-Zeitschriften (zugetextet.com, silbende_kunst, SYLTSE) und 2019 auch ein gemeinschaftliches Projekt komischer Lyrik mit drei weiteren Autoren. Zuletzt erster Platz beim Lyrischen Lorbeer 2021.
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