Ein RAUM zum weiterleben

Christina Maria Hesse für #kkl25 „Raum“




Raum

Ein RAUM zum weiterleben

Mein Blick fällt auf die Vorhänge.

Hässliche Vorhänge.

Viele Haken laufen  nicht mehr durch die Schiene.

Der Stoff hängt durch. Hässlicher gelber Stoff, mit großen Flächen, die wie Flecken aussehen.

Die Flecken sind hässlich.

Mein Blick fällt auf meine Bettdecke.

Hässlich wie die Vorhänge.

Blaue Streifen, fester Stoff,

ungemütlich und kühl.

Mein Blick fällt auf das große Bild an der Wand.

Ein See, in unnatürlichem Blau.

Ein Berg, in eigenwilliger Form.

Eine Wiese, in grünen Neon Farben.

Ein hässliches Bild. So wie alles in diesem Raum.

Der Raum ist hässlich.

Eine laute Stimme klingt durch den Raum.

„Ihre Mutter braucht Schlaf!“

Ich sehe vor mir zwei vertraute Gesichter mit

Tränen in den Augen.

Mein Blick wird unscharf.

Das hässliche Bild.

Es verschwimmen die Farben.

Wieder diese laute Stimme.

„Gehen Sie nach Hause, ihre Mutter braucht Ruhe.“

Der Raum, der hässliche Raum bewegt sich.

Mein Blick ist unscharf,

der Raum verschwimmt vor meinen Augen.

Ich will schreien. Es wird nur sehr leise.

„Ich sehe nicht mehr richtig, was geschieht hier?“

Die laute Stimme schreit mich an.

„Schlafen, Sie müssen schlafen!“

Ich schließe die Augen.

Ich wünsche mir das der Raum,

der hässliche Raum,

die laute Stimme verschwinden.

Die Tür knallt zu. Wo bin ich, ist mein Gedanke.

Mein Blick fällt auf die hässlichen Vorhänge,

auf das hässliche Bild,

auf meine hässliche Decke.

Die Farben verschwimmen und verändern sich.

Meine Decke ist plötzlich gelb, das Bild ist runtergefallen, die Vorhänge sind blau.

In meiner Hand fühle ich etwas, einen Knopf.

Ich drücke darauf, die Tür öffnet sich, ein Windhauch trifft mein Gesicht.

„Eine angenehme Stimme flüstert,

„Sie müssen schlafen“,  und geht wieder

mit einem Windhauch durch die Tür.

Ich drücke den Knopf.

Der Windhauch sagt mir dass da jemand ist.

Ich sehe nichts mehr.

Noch zwei Mal drücke ich den Knopf mit dem

gleichem Ergebnis.

Angst, ich bekomme große Angst.

Der Raum, der hässliche Raum.

Wo bin ich hier?

Ich drücke den Knopf mit letzter Kraft.

Oh nein, die laute Stimme kommt  mit

dem Windhauch herein.

„Mein Rücken ist nass.“

Den letzten Satz, den ich herausbringe.

Ich fühle wie aus dem Windhauch ein

gewaltiger Sturm wird.

Die laute Stimme wird noch lauter.

Mein Bett bewegt sich.

Die Bettdecke wird weggerissen.

Ich fühle mich wie in einem Karussell,

das Bett rollt.

Die hässlichen Vorhänge,

das hässliche Bild verschwindet.

Ein Traum….. ? SCHWARZ!

Es ist SCHWARZ in meinem Kopf.

Ich öffne die Augen. Der Raum,

der hässliche Raum.

Wo ist der hässliche Raum?

Dieser Raum ist hässlich. Der Raum ist anders hässlich.

Weiß, dieser Raum ist weiß.

Alles ist weiß.

Kaltes Weiß! So hell und weiß.

Ich schaue mich um, mein Blick fällt an die Decke.

Ein solches Licht sah ich vorher noch nie.

So kalt und hell.

Laut, es ist laut in diesem Raum.

Keine lauten Stimmen, aber laut.

Es piept und summt, viele leise Stimmen

um mich herum. Augen zu.

Lieber die Augen zu machen.

Einen letzten Satz nehme ich in meine Träume mit.

„Wir wissen nicht ob ihre Mutter es schafft.“

Dunkelheit. Wie lange……?

Ich fühle einen Schmerz in meiner Hand, in meinem Arm.

Ich denke daran, nun doch mal zu schauen wo ich bin und warum es schmerzt.

Mein Blick fällt in ein schönes Gesicht mit angenehmer Stimme.

„Sie sind auf der Intensivstation, seit drei Wochen.

Es gab Komplikationen, sie haben viel Blut verloren. Jetzt geht es aufwärts.“

In meiner Hand und Arm steckten viele Schläuche.

Nun wusste ich woher der Schmerz kam.

Dieser Raum, weiß, kalt, hell.

War dieser Raum das Glück für mich?

Nur ein Raum, mit Menschen, mit Technik,

mit dem Kampf zum Überleben.

Es kam der Tag, an dem mein Bett wieder

anfing zu rollen.

Mein Blick war klar,

nichts war verschwommen.

Eine Tür ging auf, nun war der Windhauch hinter mir.

Mein Blick fällt auf gelbe Vorhänge.

Es störte mich nicht, dass die Haken nicht in der Schiene sind.

Die Flecken von der Sonne, egal.

Das große Bild? Moderne Kunst? Ist okay!

Ich bekomme eine neue Decke, blaue Streifen.

Ist in Ordnung, ist ja nicht für immer.

Der Raum, dieser Raum! Ich freue mich wieder in diesem Raum zu sein.

Nun weiß ich, ich werde diesen Raum wieder verlassen……….

Um WEITERZULEBEN !!!




Mein Name ist Christina Maria Hesse, ich bin 61 Jahre alt und lebe im schönen Hochsauerland in Olsberg. Im April 2016 lernte ich meinen Traummann kennen. Acht Monate später waren wir verheiratet. Mein größtes Lebensglück heißt Uwe. Schreiben ist meine Leidenschaft, mein erstes Buch „55 Plus 1“ ist seit Dezember 2017 im Buchhandel erhältlich. Es folgten zwei weitere Bücher (Hansi und Jo – 2019, VORIS – 2021) sowie Geschichten für einige Anthologien bekannter Verlage.
https://www.christinamariahesse.de/






Über #kkl HIER

Veröffentlicht von Jens Faber-Neuling

Redakteur von #kkl Kunst-Kultur-Literatur Magazin und ZeitenGeist Magazin, Autor, Trainer und Coach im Bereich Bewusstseinserweiterung, glücklicher Papa und Ehemann.

Hinterlasse einen Kommentar