Bettina Engel-Wehner für #kkl27 „Loslassen, Weglassen, Unterlassen“
„Nur der Wesenhafte vermag es, in der Welt zu wandeln, ohne sich ablenken zu lassen, den Menschen sich anzupassen, ohne sein Selbst zu verlieren. Er schließt sich nicht an irgendeine Schule an, und doch weist er keinen Gedanken zurück, weil er von einem anderen stammt.“ (Chuang-tzu)

Für die Kinder: Um-Welt
Wir müssen zu allererst versuchen,
das ureigene Wesen
eines Kindes zu respektieren
zu achten und zu fördern.
Unabhängig von den eigenen Wertevorstellungen
unseren Ansprüchen und dem gesellschaftlichen Streben.
Wir denken, immer nur das Beste zu tun und zu wollen
doch wo sind wir damit hingekommen
wo hat es uns hingebracht … unsere Welt?
Wir müssen Kinder-Seelen wirken lassen
wachsen lassen
stark machen
durch wohlwollendes Betrachten
unvoreingenommenes Würdigen ihrer Fähigkeiten
mit sanfter und liebevoller Begleitung
ohne ein zu tiefes Eingreifen in den Entwicklungsprozess
dieser noch kleinen aber bereits einzigartigen Persönlichkeiten.
Sie spielen lassen … spielen lassen – aus-spielen lassen …
so ausgiebig …. damit alles, was aus ihnen heraus will
heraus kann.
Ganz. Wie es ihr Wesen – ihre Natur ist.
Nur so wachsen glückliche
authentische Menschen heran
die eines nachhaltigen Friedens fähig sein werden
im Einklang mit allen anderen Lebewesen und der Natur.
lebens-lauf
auf wellen getragen
einem wasserball gleich
fröhlich-sorglos
nicht getrieben
treiben lassen
der kraft meines flusses anvertrauen
auf seinem ureigenen weg zum meer
ohne absicht nicht ziellos
der fluss in seinem bett
folgt stets seinem vorgegebenen lauf
doch er formt ihn auch
wird schließlich endlich
eins mit der endlosigkeit –
verliert sich. seine form.
und bleibt doch:
wasser
geborgen in der grenzenlosigkeit.
In der Gelassenheit öffnet sich das Menschenherz
Lassen
Nachlassen –
jeden Zwang, jeden Druck und Übereifer ablegen,
das heißt: Lassen
Ablassen –
von überflüssigen Dingen, Gedanken und Konventionen
das heißt: Lassen
Verlassen –
die bekannten Pfade des Denkens und Handelns
das heißt: Lassen
Loslassen –
was zu halten zu viel Energie und Kraft kostet
das heißt: Lassen
Entlassen –
was dich einengt und bedrückt
das heißt: Lassen
Zulassen –
alles, auch was neu und unbekannt ist, die Leere und den Moment, ohne Wertung (an-) nehmen
das heißt: Lassen
Einlassen –
auf andere, auf anderes,
da, wo du bist, sei mit deinem ganzen Wesen
das heißt: Lassen
Fallenlassen –
jeglichen Widerstand aufgeben und dich dem Fluss
des Lebens hingeben und (an-) vertrauen
das heißt: Lassen
Gelassen – Sein
das heißt: Liebe

Dem Wind folgen.
Ausgetretene Pfade verlassen.
Atmen.
Foto: © gudrunschecker.de Text: © je-gedichte.de
gleich sein – lassen
es gibt frauen die wollen frauen
sein
frauen die wollen männer
sein
frauen die wollen beides
sein
frauen die wollen anders
sein.
es gibt männer die wollen männer
sein
männer die wollen frauen
sein
männer die wollen beides
sein
männer die wollen anders
sein.
darum
lasst die menschen
sein
wie sie es wollen
gleich sein
ohne erhitztes palaver
gleich sein
ohne platte gleichmacherei
ganz einfach
gleich sein
lassen.
„Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen“. (Theodor Adorno)
Leben ‚light’
Mensch,
Etwas läuft bei dir verkehrt.
Erkennst nicht deinen wahren Wert.
Erstickst ihn
In Bequemlichkeiten
In all den Annehmlichkeiten,
Die so oberflächlich
Deinen Lebens-Wert bedeuten.
Lässt dich lieber lenken –
Ersparst dir so das Denken.
Auf’s Führen-lassen
Eingestellt und punktgenau geeicht
Vertraust du diesem Dasein,
Denn es ist ja, ach! –
So wunderbar und leicht.
Schluckst das Denken anderer –
Lieber vorverdaut.
So ‚lebst’ du vor dich hin.
Führst nur noch
Ein Leben ‚light’.
Genau – in diesem kargen Sinn.
Das ist die Sorte Mensch
Vor der es mir so graut.
Gelassen sein ist etwas anderes
als etwas sein gelassen zu haben.
Bettina Engel-Wehner [„JE“, Ps.]
2011 entdeckte ich meine Freude am Schreiben. Ermutigt durch meine Freundschaft mit dem (leider inzwischen verstorbenen) Schriftsteller Theo Fischer, habe ich 2013 begonnen, Gedichte, Haiku, Fabeln, Aphorismen und Kurzgeschichten, z.T. auch unter dem Pseudonym „JE“, zu veröffentlichen.
Bisher erschienen sind u.a. ein Gedichtband „Je Band 1 | Gedichte“ (ISBN 978-3-00-042775-6), seither weitere Veröffentlichungen in diversen Anthologien und Lyrik-Magazinen. www.je-gedichte.de
Interview mit Bettina Engel-Wehner HIER
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