Thomas Gföllner für #kkl7 „Ursache und Wirkung“
Ich sehe Äste sich biegen
wo keine Bäume sind
Ich rieche das Meer fern der Küste
Ich höre Laub
in meinen inneren Ruinen
und schmecke Wasser
in der Wüste
Sag mir
was ist da?
Ich weiß nicht
ob ich bin
aber
ich spüre die Brise im All
Craving
die Augen füllen sich
Druck aus dem Bauch
kein Weg
aus Grau
der Indifferenz
etwas Helles
in der Dunkelheit
Ethanol reinigt
tröstet mit
Rachenfeuer
der Bauchdruck fällt
wird bunt
zu einer fröhlichen Gesellschaft
Schlaf
traumlos
Augen auf
Schmerz
klart
Bauchdruck füllt Augen
wolkengrell
Die Beine zucken im
Sitzen,
Hüftschaden vom
Gehen,
Kreuz skolios,
das Hirn feuert nach.
Auf der Suche nach neuer
Wortgewalt,
das Nichtwissen,
nachtnächtliche Mondviole
– entrückt!
Am Tunnelportal vorüber,
der Leitplanke
ausgewichen,
Silbertaler zurückgespuckt,
in der Kurve
auf den Asphalt.
Und jetzt:
ein Hermaphrodit,
Worst-Case-Frau –
Mann,
für jede Situation ein
Rückschlagventil,
mit kratzender Vulva
und brennendem
Glied.
Lautes Licht
angesichts dieses Gewaltmarsches
Lese
-zeichen und
-bänder
zerfallen
unter Taubenfedern
entsteht die nächste
Seuche
Sorgen Sie sich nicht,
Lockdown
kommt bestimmt
wieder.
Kurzvita:
Thomas Gföllner wurde 1993 in Steyr (Oberösterreich) geboren. Er schreibt, musiziert, studiert Biologie, lebt in Wien und manchmal auch in Graz. Zuletzt erschien das Gedicht Du sagst in der Literaturzeitschrift Die RAMPE 02/21.
Veröffentlichungen:
- Ein neuer Tag. Gedicht. Literaturmagazin Reibeisen Nr. 36, 2019
- Ich sehe Äste sich biegen. Gedicht. Der Standard (Zeitung), 19.09.2020
- Du sagst. Gedicht.
- Poesiegalerie, Forum für zeitgenössische Poesie, 04.04.2021
- Die RAMPE 02/21 Nah : Fern, Hefte für Literatur, erscheint im September 2021