Gerd Meyer-Anaya für #kkl14 „Es ist schon alles da.“
da und weg
es ist schon alles da
wir brauchen gar nichts mehr
doch fühlen wir uns meist
trotzdem ziemlich leer
und das fällt uns nicht schwer
es ist schon alles da
genug im übermaß
und was uns verboten ist
macht uns besonders spaß
da geben wir gern gas
es ist schon alles da
auch das bereitet frust
denn wenn man schon alles hat
auf was hat man noch lust
und nimmt sich vor die brust
es ist schon alles da
atom und wasserstoff
und alle warten ganz gebannt
wer macht als erster zoff
und dann gibt`s nur mehr off
es ist schon alles da
doch wir sind danach weg
letzten endes ist es dann
kommt nun der tod ums eck
für einen guten zweck
altmodisches sinngedicht
beim haben ist schon alles da
das sein verlangt nach mehr
verluste geh´n beim haben nah
man fühlt sich dann so leer
und gleichzeitig auch schwer
dem sein kann man nichts nehmen
denn sein heisst in sich ruh´n
sich nicht für´s sein zu schämen
und was gemäß zu tun
in zukunft und auch nun
und wenn alles vorhanden ist
was kann man noch entdecken
nur wenn man irgendwas vermisst
sucht man in allen ecken
nach eignen blinden flecken

Gerd Meyer-Anaya, Jg. 47, geb. Garmisch-Partenkirchen. Lebt, liebt und arbeitet in Düsseldorf psycho-, paar- und sexualtherapeutisch.
Schreibt Lyrik, Aphorismen, Prosa und Satire. Publikationen: „vätersprache mütterland“ (Lyrik) ATHENA Verlag, „Freitod für alle und andere ganz reale Satiren“ und „Mann + Frau = Proglem“ (Satire) IATROS Verlag, „Kurze Sätze – L a n g e Wirkung – Das Hand- und Hosentaschenbuch für Psychotherapeut*inn, Klient*innen und Paare in allen Lebens-, Liebens- und Sterbenslagen“ Aphorismen (IATROS Verlag und „Aufmerksätze für Paare und Paarungs(un)willige“ Aphorismen, Verlag Königshausen & Neumann“. Diverse Publikationen in Anthologien und Literaturzeitschriften.
Interview mit Gerd Meyer-Anaya hier.
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