Bettina Engel-Wehner für #kkl18 „Sowohl als auch“
Wie es scheint …
Ein Blatt klebt an der Scheibe
vom Baum gerissen
durch den Regen
oder wieder aufgeweht
durch den Wind.
Wer weiß.
Was ist gut, was ist schlecht?
Wir definieren die Eigenschaften „gut und schlecht“ jeweils an ihrem Gegenteil. Jeweils durch Vergleich.
Ohne das Schlechte gibt es das Gute nicht und ohne das Gute gibt es das Schlechte nicht.
Was dem Guten schadet, ist wohl schlecht, möchte man meinen. Aber dem Schlechten schadet das Gute … So wiederum wird für das Schlechte das Gute zu etwas Schlechtem.
Was nützlich ist, scheint gut. Was unnütz ist scheint schlecht.
Doch, was dem Guten nützt, schadet dem Schlechten. So wird aus dem Nützlichen, für das Schlechte etwas Unnützes und Schädliches.
Und wenn etwas dem Schlechten nützlich ist, so ist es dem Guten zumeist nicht nützlich.
Wissen wir jetzt, warum es „gut und schlecht“ gibt?, und warum es nicht nur gut oder nur schlecht geben kann? Nicht nur Leben oder nur Sterben?
Das Eine erklärt sich über das andere … bemisst und orientiert sich an dessen „Gegen-Teil“.
Das Gegen-Teil können / sollten wir als Gegen-Stück verstehen, als (noch fehlende) Ergänzung zur Entfaltung unseres Potenzials, das es zu integrieren gilt. Vielfalt, um wachsen zu können, um Einsichten zu gewinnen, die wir nutzen können für unsere Weiter-Entwicklung als Mensch … als Menschheit.
Wir haben zumeist doch „mehr als nur eine Seele in unserer Brust“, aber anstatt die Stärke dieser Vielheit anzunehmen und zu nutzen, versuchen wir oftmals einzelne unserer Wesens-Teile, je nach Erziehung, Konditionierung oder Idealen und Ansprüche hervorzuheben, auszumerzen oder zu leugnen.
So entsteht zwangsläufig ein innerer Konflikt.
Die Vielfalt aber macht das Wesen jedes Einzelnen aus und spiegelt gleichzeitig die Vielfalt der Welt (in uns) wider.
Vielfalt
Alle und alles über einen Kamm zu scheren,
hat nichts mit Gleichheit, nichts mit Gleichberechtigung zu tun.
Ist Vielfalt – glatt gezogen. Faltenrock ohne Falten – Fels ohne Ecken und Kanten.
Musik ohne Höhen und Tiefen.
So wie Du bist
Nicht gut
Nicht schlecht.
Lass’ das Bewerten.
So, wie Du bist:
Ist‘s Deiner Seele recht.
Nicht nur – Löwe und Hase
Ein Löwe und eine Hase
die wohnen in meiner Brust
der eine will was reißen
der andere sanfte Lebenslust.
Gelingt es mir, sie zu vereinen
und keinen zu verneinen
so werde ich bald bemerken.
Beide haben ihre Stärken.
Fühl’ mich dann nicht länger
von diesen so zerrissen
und anstatt noch bänger
kommt plötzlich dieses Wissen.
Beide sind ein Teil von mir
sind nicht gut noch schlecht
sind selbst nur Teil von vielen –
so wie die Vielzahl an Gefühlen.
So ein Gefühl …
Irgendwas bewegt mein Herz
kann es kaum beschreiben
ist halb Freude
ist halb Schmerz
mag lachen
zugleich weinen.
Fühle mich so ergriffen
von dem
was ist
was war –
versuche
es zu fassen.
In meinem Inneren
ahne ich
das beste ist
es zuzulassen.
Wie eine Wolke
Wünschte mir
Eine Wolke zu sein –
Unbeschwert und leicht
Durch die Luft
Zu ziehen
Weit über den Himmel
Hoch über allen Dingen
Nur vom Wind getrieben.
Und Spielerisch
Je nach Genuss
Hier und da
Kurz zu verweilen.
Mich mit anderen zusammentun
Um mich dann
Gelegentlich –
Bei Zeiten –
Zu verdunkeln.
Weil es ja auch mal regnen muss.
Bettina Engel-Wehner [„JE“, Ps.]
2011 entdeckte ich meine Freude am Schreiben. Ermutigt durch meine Freundschaft mit dem (leider inzwischen verstorbenen) Schriftsteller Theo Fischer, habe ich 2013 begonnen, Gedichte, Haiku, Fabeln, Aphorismen und Kurzgeschichten, z.T. auch unter dem Pseudonym „JE“, zu veröffentlichen.
Bisher erschienen sind u.a. ein Gedichtband „Je Band 1 | Gedichte“ (ISBN 978-3-00-042775-6), seither weitere Veröffentlichungen in diversen Anthologien und Lyrik-Magazinen. www.je-gedichte.de
Interview mit Bettina Engel-Wehner HIER
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