Die Bank

Chellinchen für #kkl22 „Bewusstsein

Die Bank

Ankunft in Hannover, der bekannte Bahnhof. Es ist immer einer der drei Tagungsorte hier. Diese Wege kenne ich so gut wie den Bahnhof, hatte noch nie darauf geachtet, ob es unterwegs eine Filiale dieser Bank gibt.

Ob es sie woanders in Hannover gibt, weiß ich sowieso nicht. Bis auf die drei Tagungsorte war ich hier noch nirgends… Oder doch, einmal war die Sitzung früher zu Ende und am nächsten Tag ging es in Hannover weiter, dann waren wir auf dem Weihnachtsmarkt. Da war es dunkel und alles voller Weihnachtslichter, Banken waren nicht aufgefallen, weder diese noch eine andere.

Es war auch sonst mal die eine oder andere Sitzung früher zu Ende, dann ging es im Laufschritt zum gut bekannten Bahnhof, um einen Zug früher zu erwischen. Zug erwischt – Zeit gespart.

Fast zwei Jahre nicht mehr hier gewesen. Die Zeiten des Lockdowns haben bestimmt auch hier das Stadtbild verändert. Vielleicht gibt es jetzt doch diese Bank auf meinem Weg.

Heute war ich etwas früher losgefahren, im Zug noch bei einer Videokonferenz mitgemacht – Zeit gespart. Jetzt gibt es auch während der Fahrt Besprechungen, da alles über Videokonferenzen läuft. Früher hatte ich die Zeit im Zug anders genutzt: Mails bearbeitet – Zeit gespart, Dokumente ausgearbeitet – Zeit gespart oder mit Kollegen dienstliche Gespräche geführt – Zeit gespart.

Vielleicht ist die Bank in der Navigations-App zu sehen? Als ich zum ersten Mal in Hannover ankam, kannte ich den Weg noch nicht. Angekommen, Navigations-App angemacht, keine Planung vorher, mit dem Display vor der Nase den Weg gefunden, weder links noch rechts was gesehen – Zeit gespart.

Der Zug hatte heute Verspätung, ich bin trotzdem früher da. Fahre mit der Straßenbahn nicht direkt ins Hotel, steige eine Haltestelle früher aus und mache einen Spaziergang durch den Park. „Park der Sinne“ – klingt einladend.

Es ist Anfang November, jetzt erst, als die Straßenbahn aus dem Tunnel rausfährt, merke ich, dass es schon dunkel wird. Im Dunkeln durch einen unbekannten Park zu laufen … das lasse ich lieber.

Ich steige trotzdem eine Haltestelle früher aus und laufe die zusätzlichen 500 Meter auf der beleuchteten Straße. Vielleicht entdecke ich die Bank.

Es wird viel neu gebaut, eine geschwungene Fußgängerbrücke hängt über der Straße, entlang der Fahrbahn riecht es nach Autoabgasen, der Koffer ist doch nicht ganz so leicht. Die Autos übertönen das Scheppern der Kofferräder über dem Bürgersteig. Ich laufe durch ein Wohngebiet mit Bäumen, keine Bank weit und breit. Trotzdem ein schöner Spaziergang, bewusst atmen, und sehen, und riechen, und hören – keine Zeit gespart.

Vielleicht sollte ich es mit dem Zeitsparen lassen. Zumindest, bis ich die Bank gefunden habe, bei der ich all die gesparte Zeit abheben kann.




Chellinchen, Jahrgang 1975, Studium Diplom-Wirtschaftsinformatik. Im Hauptberuf arbeitet die Autorin daran Verwaltungsabläufe digitaler zu machen.

Zurzeit arbeitet sie daran ihre Ideen und Gedanken jenseits des aktuellen Berufsalltags in spannende Welten für Leserinnen und Leser umzusetzen.

Ein Teil der Texte sind auf der eigenen Homepage veröffentlicht: ttps://www.chellinchen.de/






Über #kkl HIER

Veröffentlicht von Jens Faber-Neuling

Redakteur von #kkl Kunst-Kultur-Literatur Magazin und ZeitenGeist Magazin, Autor, Trainer und Coach im Bereich Bewusstseinserweiterung, glücklicher Papa und Ehemann.

Ein Kommentar zu “Die Bank

Hinterlasse einen Kommentar